Cembalist Mahan Esfahani spielt am 14. Mai mit den Symphonikern Hamburg das 9. Symphoniekonzertin der Laeiszhalle

Sogenannte Orchideen-Instrumente haben es schwer. Geige, Klavier, das geht immer als Soloinstrument, okay, Cello auch noch, aber dann wird es schon eng. Wann steht schon mal Mozarts Oboenkonzert auf dem Programm oder das Bratschenkonzert von Bartok? Die stehen für ein riesiges Repertoire an packenden, aber seltenen Werken, und dabei sind sie nicht einmal fürs Alphorn oder Didgeridoo geschrieben.

Auch das Cembalo, zur Barockzeit ähnlich verbreitet wie heute das Klavier, hat es im modernen Konzertsaal schwer. Bevor die Originalklangbewegung dem Publikum die Ohren öffnete für den klanglichen Reichtum des kleinen Tasteninstruments, beliebten Spötter es wegen seines zirpenden, schnell verklingenden Tons mit einer Nähmaschine zu vergleichen. Und Kompositionen für das Cembalo muss man vom 19. Jahrhundert an schon mit der Lupe suchen.

Da ist es doch mal wieder typisch, dass die Symphoniker Hamburg sich der Sache annehmen. Für ihr 9. Symphoniekonzert in der Laeiszhalle – das Motto am 14. Mai lautet „Tastsinnlich“ – haben sie nicht etwa ein barockes Cembalokonzert ins Programm genommen. Schon das wäre in diesem Rahmen ungewöhnlich. Aber nein, sie wollen es wirklich wissen und spielen das „Concert champêtre“ von Francis Poulenc aus den späten 20er-Jahren. Der französische Komponist schrieb das Stück auf Bitten der berühmten Cembalistin Landa Wandowska, und natürlich verneigt er sich mit Lautmalereien und opernhaften Anklängen vor der großen französischen Barocktradition. Das „Ländlich“ des Werktitels klingt im langsamen Satz an, der in einem wiegenden Dreierrhythmus ein Landschaftsidyll beschwört.

Den Solopart übernimmt der iranische Cembalist Mahan Esfahani, auch er ein Spezialist für das Beschreiten ungewohnter Wege. Außer Barockmusik entlockt er seinem Instrument auch schon mal Klänge von Steve Reich, US-Komponist der Minimal Music. Erstaunlicherweise gibt es offenbar immer noch Hörer, die diese Musik, die nach mehr als einem halben Jahrhundert schon beinahe zur klassischen Moderne zählen darf, als Provokation empfinden. Jedenfalls wurde Esfahani bei einem Auftritt in der Kölner Philharmonie mit Zischen und Klatschen zum Schweigen gebracht, gipfelnd in der dämlichen Aufforderung „Reden Sie Deutsch!“ (Esfahani hatte sich auf Englisch ans Publikum zu wenden versucht). Skandale sind selten geworden im Konzertsaal, weshalb dieser im deutschen Blätterwald im Nu die Runde machte.

In Hamburg dürfte mit einem ähnlichen Vorfall nicht zu rechnen sein. Dazu ist Poulencs Tonsprache viel zu melodiös und zugänglich. Außerdem geht das Stück eine überaus schlüssige Verbindung mit dem weiteren Programm ein. Ion Marin dirigiert eingangs die „Symphonie classique“ von Prokofjew, das Paradestück des Neoklassizismus, das mozartsche Grazie mit modernen Harmonien kreuzt.

Das ist reizvoll und witzig zu hören – und anspruchsvoll zu spielen. Und den wuchtigen Schluss bildet die „Orgelsinfonie“ von Camille Saint-Saëns, riesig besetzt (zum Orchester tritt nicht nur die Orgel hinzu, sondern auch noch ein vierhändig zu spielendes Klavier) und überreich an musikalischen Ideen.

9. Symphoniekonzert So 14.5., 19.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz. Karten zu 9,90 bis 49,90 unter T. 35 76 66 66;www.symphoniker-hamburg.de