Den Haag.

Vom falschen Brühwürfel bis zum alten Fisch: Europol und Interpol haben gefälschte ­Lebensmittel im Gesamtwert von 230 Millionen Euro beschlagnahmt, die auch eine Gefahr für die Gesundheit sein könnten. Das teilte die euro­päische Polizeibehörde am Dienstag in Den Haag mit. Betrüger in Portugal etwa verpackten 300.000 Sardinen­dosen kurz vor Ablauf des Ver­fallsdatums neu, um Frische vorzutäuschen. In der Toskana kamen Fahnder Panschern auf die Spur, die Rotwein mit purem Alkohol versetzten. Banden fälschen Alltagsprodukte wie Mineralwasser, Brühwürfel oder Olivenöl, aber auch Luxusgüter wie Weine und Kaviar. Die Produkte könnten sehr schädlich für die Gesundheit von Verbrauchern sein, erklärte Europol.

So entdeckten deutsche Ermittler einen Betrug mit Nussprodukten, die gefährlich für Allergiker sein können. Zum Beispiel waren einer Ladung von 1300 Kilo gemahlenen Haselnüssen acht Prozent Erdnüsse beigemischt. „Bei 500 Kilo Haselnusspaste aus Italien wurden Anteile von bis zu 45 Prozent Cashewkernen nachgewiesen“, teilte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mit.

In Deutschland gab es 50.000 Inspektionen

Bei einer anderen Sendung von Haselnusspaste aus Italien wurden rund 27 Prozent Mandeln ermittelt. „Aufgrund der Höhe der festgestellten Anteile ist in allen Fällen von einer absichtlichen Zugabe auszugehen“, betonte das BVL mit Sitz in Braunschweig und Berlin.

Wegen Gefahren für Allergiker werden die betroffenen Waren aus dem Handel genommen. Die deutschen Behörden hatten Hinweise bekommen, dass bei Nusserzeugnissen vermehrt Manipulationen geplant seien.

Das hat auch mit den Weltmarktpreisen für bestimmte Rohstoffe zu tun. „Scheinbar geringe Preisunterschiede bei den Rohwaren werden für Fälscher zu einem Gewinn, wenn das Haselnussprodukt teilweise durch eine preiswertere Rohware ersetzt wird“, so das BVL.

Die Operation „Opson VI“ lief vom Dezember 2016 bis zum März 2017. Polizei, Zoll, Lebensmittelkon­trolleure und Unternehmen waren an 50.000 Inspektionen beteiligt. An der mehrmonatigen Aktion haben Ermittler aus 61 Ländern teilgenommen. Ihre Ausbeute: fast zehn Tonnen und mehr als 26 Millionen Liter gefälschter Nahrungsmittel. Ob der Betrug von den Herstellern der Produkte ausging, oder Waren erst später minpuliert wurden, werde nun im Einzelfall geprüft.