Ich erleide manchmal saudische Attacken. Dann wünsche ich mir einen unbedachten Moment lang, auch bei uns würde mit Stockschlägen bestraft. Während eines solchen Aggro-Schubs möchte ich diejenigen verkloppt sehen, die ohne Wimpernzucken andere misshandeln. Der NDR-Moderator Hinnerk Baumgarten hat auf Mallorca einen offenbar deutschen Urlauber gebeten, er möge aufhören, in weitem Strahl auf den Strand zu pinkeln. Das angesprochene Subjekt hat, gemeinsam mit einem anderen Gewalttäter, Hinnerk Baumgarten für diese Ermahnung in die Bewusstlosigkeit geprügelt.

Ähnlich erging es meiner Freundin Regine. Die sich vor drei Wochen in der Berliner U-Bahn neben einen afrikanischen Mann setzte, um ihn vor den Pöbeleien eines deutschen Rassisten zu beschützen. Sie hat dem zitternden Afrikaner die Hand gestreichelt und versichert, er müsse sich keine Sorgen machen. Daraufhin schlug ihr der Rassist mit der Faust auf eine Weise ins Gesicht, dass Augenzeugen einen Krankenwagen für Regine bestellten.

Hinnerk Baumgarten und Regine haben alles richtig gemacht. In den Situationen, in denen die beiden eingegriffen haben, kann kein Staat sein. Auf unsere Zivilisation müssen wir unter­einander selbst aufpassen. Aber was geschieht mit den niedrigen Naturen, die unbedingt in die Höhle zurückwollen? Die AfD-Frau Alice Weidel hat sich gewünscht, dass alle Deutschtürken sofort ausreisen, die im Referendum für Erdogan gestimmt haben. Frau Weidel ist die junge Ökonomin, die immer so frisch gewaschen aussieht, als würde sie nicht in der gleichen braunen Suppe baden wie Sturmbannführerchen Höcke. Diese dynamische Rechtsauslegerin ist genau die Richtige, um einen teuflischen Handel auszudealen: Wir überlassen Herrn Erdogan einen Reisebus voll mit richtig guten Deutschen. Beispielsweise den oben erwähnten Schlägern und Wildpinklern. Und im Tausch bekommen wir den deutschen Journalisten Denis Yücel frei. Nicht gut, rechtsstaatlich unsauber. Aber schon allein die Vorstellung lässt die saudische Attacke schwächer werden.