Kenny Wells ist ein großmäuliger Loser. Ein Schaumschläger, dem nichts so richtig gelingen will. Als Erbe hat er die Firma seines Großvaters und seines Vaters in den Ruin getrieben. Selbst enge Freunde der Familie wollen ihm keinen Kredit mehr gewähren. Kenny führt die Geschäfte jetzt von einer Kneipe aus, in der seine Freundin Kay kellnert. Und betäubt den Rest seines Lebens mit Alkohol.

Matthew McConaughey ist dieser glücklose Glücksucher Kenny in Stephen Gaghans Abenteuerfilm „Gold“. Anfangs sehen wir ihn noch als adretten Juniorchef der väterlichen Washoe Mining Company in Reno (Nevada). Die beutet seit Jahrzehnten die Natur auf der ganzen Welt aus. Sieben Jahre später ist der Vater tot, und die Firma steht vor der Pleite. Und McConaughey macht für die Rolle eine mutige Wandlung durch. Mit Halbglatze, Bierbauch und schlechten Zähnen spielt er sich die Seele aus dem Leib.

Es ist vor allem McConaughey, der diesen Film veredelt, der einen windigen Typen spielt, bei dem man nie so richtig weiß, ob man ihn mögen will oder nicht. Ob er wirklich ein Aufschneider ist oder ganz genau weiß, was er da macht: Kenny hat eines Nachts einen Traum. Er sieht riesige Goldvorkommen am Fuße zweier Berge im indonesischen Dschungel. Er versteht den Traum als Zeichen, versetzt den Schmuck und die goldene Uhr seiner Freundin Kay und fliegt nach Jakarta.

Dort trifft er den Geologen Michael Acosta (Edgar Ramírez).Gemeinsam brechen sie auf zu einer Reise in den Dschungel von Borneo, und ja, sie finden offenbar wirklich Gold. Jede Menge Gold. Das bringt die Washoe Mining Company wieder ins Rennen – und an die Wall Street. Der Traum vom großen Geld scheint sich für Kenny doch noch zu erfüllen. Auf einer Serviette hat er zuvor mit Acosta einen Vertrag gemacht. Auf einer Papierserviette. Sie wird gegen Ende des sich mitunter etwas sämig über die zwei Stunden ziehenden Films noch von Wichtigkeit sein.

Plötzlich ist Kenny wieder begehrt. Geldhaie drängen sich auf, die Gier im Blick. Und nach einem Angebot, das er nicht hätte abschlagen sollen, macht ihm plötzlich die indonesische Regierung einen Strich durch die Rechnung. Doch selbst aus diesem von einem millionenschweren Rivalen angezettelten Absturz kann sich Plappertasche Kenny retten. Kenny und Mike verbünden sich mit Danny Suharto, dem jüngsten Sohn von Indonesiens Diktator, und das Gold fließt.

Nie weiß man bei diesem in opulenten Bildern erzählten Film, ob er Satire oder Drama sein will, ob das Ganze nur ein Fieberwahn von Kenny Wells ist. Plötzlich ist Kompagnon Acosta verschwunden. Und mehr als 160 Millionen Dollar gleich mit. So kommt erst gegen Ende doch noch Spannung auf. Und der schlicht gestrickte Kenny erweist sich als gewiefter, als es den Anschein hatte.

Regisseur Stephen Gaghan („Syriana“) verzettelt sich mit „Gold“ zwischen romantischem Schatzsucher-Abenteuer und geharnischter Kapitalismuskritik. Aber die Partnerschaft zwischen Wells und Acosta überdauert alle Höhen und Tiefen, Ränkespiele und Intrigen. Ohne Matthew McConaughey freilich wäre dieser Film nur ein weiteres gut gemeintes Drama, das schnell wieder im Archiv des Vergessens gelandet wäre.

Gold“ USA 2016, 121 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Stephen Gaghan, Darsteller: Matthew McConaughey, Bryce Dallas Howard, Edgar Ramírez, täglich im Blankeneser Kino, UCI Wandsbek