Dann dürfte Sie eine Entdeckung von Wissenschaftlern der Universität von Kalifornien interessieren

Der Verfasser dieser Zeilen blickt auf eine bewegte Geschichte des losen Schuhwerks zurück. Sie berichtet in vielen Kapiteln von der ewigen Nichtvollendung der Fußbekleidung, von Schnürsenkeln, die nicht das tun, was sie tun sollen, und von ungezählten Situationen, in denen ein Erwachsener plötzlich wieder Kind war.

Weil jeder neuerliche Griff zum Treter zu einer weiteren Lektion in der Disziplin „Wie binde ich meine Schuhe richtig?“ wurde. Das Schnürsenkelproblem ist eine große Demütigung, das in symbolischer Hinsicht gewaltiges Potenzial hat: Wer ständig mit offenen Schnürsenkeln durch die Weltgeschichte stolpert, wer sich gar in den losen Enden seiner vermaledeiten unendlichen Schuhgeschichte verheddert und einen Hinfaller fabriziert, der kommt einfach im Leben nicht voran.

Wieder mal zu blöd gewesen, die Treter korrekt zuzubinden, denken die Selbstkritisch-Zerknirschten. Die in Herzogenaurach sind wieder mal zu blöd gewesen, denken die, die immer anderen die Schuld geben. Die Vor­sehung wollte es wieder mal so, denken die Fatalistischen. Dann beugt sich der geschundene Mensch nach unten, bindet, kommt wieder in die Gerade, fasst sich ans Kreuz. Hört das denn nie auf?

Nein, sagen Forscher der University of California in Berkeley, die dem Problem nun endlich auf die Schliche gekommen sind. Bei sicherlich jahrelangen Laufband-Studien fanden sie den Grund für die Lösung: Durch das wiederholte Auftreten lockert sich das Zentrum des Knotens. Gleichzeitig ziehen die losen Enden der Senkel, die beim Gehen in Schwingungen geraten, den Knoten nach und nach auf.

Ach, echt jetzt?