Heidenheim.

Die Zuversicht hielt keine 24 Stunden. Im Mordfall Maria Bögerl aus dem baden-württembergischen Heidenheim haben sich die Hoffnungen, den Täter nach siebenjähriger Ermittlungsarbeit doch noch zu finden, zerschlagen. Einen in der Nacht zum Donnerstag festgenommenen 47-Jährigen musste die Polizei am Mittag wieder auf freien Fuß setzen, nachdem ein DNA-Abgleich mit Spuren vom Tatort keine Übereinstimmung ergeben hatte. Der Tatverdacht gegen den Mann habe sich nicht erhärtet, sagte der Sprecher der Staatsanwalt Ellwangen, Armin Burger. Noch am Vortag hatten sich die Ermittler optimistisch gezeigt: „Es ist eine heiße Spur. Wir hoffen, den Täter festnehmen zu können“, hatte ein Polizeisprecher erklärt.

Gespeist hatte sich die Zuversicht der Beamten aus einem Vorfall im vergangenen Juli in Hagen in Nordrhein-Westfalen. Damals hatte ein betrunkener Mann vor zwei jungen Leuten damit geprahlt, Maria Bögerl erstochen zu haben. Sein anscheinendes Motiv: Hass auf die Familie. Die Zeugen hatten das Gespräch mit einem Handy aufgezeichnet und die Polizei alarmiert. Am Mittwochabend präsentierten die Ermittler die Audioaufnahme und ein Phantombild des Mannes in der Sendung „Aktenzeichen XY“ einem Millionenpublikum. Daraufhin gingen bei der Polizei zahlreiche neue Hinweise ein. Mehrere Anrufer identifizierten den Gesuchten als einen Mann, der seit Jahren im Raum Heidenheim in Tarnkleidung durch den Wald streifen soll. Dort soll er laut „Heidenheimer Zeitung“ Wehrspiele veranstaltet und Verstecken geübt haben.

All dies hätte zu dem Gesuchten aus Hagen gepasst – dieser hatte den jungen Leuten erzählt, dass er aus Ochsenberg in der Gemeinde Königsbronn stamme – das liegt nicht weit entfernt vom Tatort. Früher sei er Angehöriger der Bundeswehr gewesen und habe einen Speziallehrgang bei einer Kompanie für Psychologische Verteidigung absolviert.

„Ich bin wieder frei, ich bin aus dem Schneider“

Noch in der Nacht zum Donnerstag nahmen Polizisten den Identifizierten in seiner Wohnung in Königsbronn fest. Da seine Stimme zu der Audioaufnahme passte, waren sich die Ermittler schnell sicher, den Gesuchten aus Hagen vor sich zu haben. Im Verhör räumte der 47-Jährige zudem ein, mit den jungen Leuten gesprochen zu haben. Er sei damals wegen eines Krankenhausaufenthalts im 500 Kilometer entfernten Hagen gewesen. Gleichzeitig bestritt er jedoch, Maria Bögerl getötet zu haben.

Die Ehefrau des damaligen Heidenheimer Sparkassenchefs war Mitte Mai 2010 aus ihrem Haus entführt und umgebracht worden. Die Täter verlangten 300.000 Euro. Die Übergabe des Lösegelds scheiterte, Anfang Juni 2010 fand ein Spaziergänger die Leiche der 54-Jährigen in einem Wald bei Heidenheim. Ihr Ehemann tötete sich später aus Verzweiflung selbst. Er war in Verdacht geraten, in den Fall verwickelt zu sein, was sich jedoch nicht erhärten ließ.

Nach dem negativen DNA-Ergebnis brachten Polizisten den 47-Jährigen am Donnerstagmittag zurück in seine Wohnung. Dem Portal „Focus Online“ sagte er dort: „Ich bin wieder frei, ich bin aus dem Schneider, das ist bewiesen.“

Völlig überzeugt davon, dass der unverheiratete 47-Jährige nichts mit der Tat zu tun hat, scheinen die Ermittler aber auch nach dem negativen DNA-Abgleich nicht zu sein. So durchsuchten sie noch am Donnerstag seine Wohnung. Es gebe weitere Ermittlungen in seinem Umfeld, hieß es. Man könne nicht einfach darüber hinwegsehen, dass er sich der Mordtat gerühmt habe.

Noch am Mittwoch hatte die Polizei erklärt, bei dem Gespräch in Hagen habe der Mann seinerzeit Dinge geäußert, die „so in der Öffentlichkeit nicht bekannt waren“. Verfügte der 47-Jährige also doch über Täterwissen? Die Frage bleibt vorerst ungeklärt – wie so viele andere in diesem herausragenden Kriminalfall.