Deutsche und französische Autorinnen im Literaturhaus, Krimi live im Lustspielhaus

„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, lautet eine bekannte Fußballweisheit. Vor der Buchmesse ist nach der Buchmesse, könnte es im Literaturbetrieb heißen. Kaum ist das Frühjahrsereignis, die Leipziger Buchmesse, passé, richtet sich der Blick nach vorn. In diesem Herbst ist Frankreich Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse. In der Mainmetropole lautet das Motto im Oktober „Francfort en français – Frankfurt auf Französisch“.

Wie aber gestaltet sich die deutsch-französische Freundschaft literarisch und im Zusammenleben? Das versuchen hierzulande in der Reihe „Fremde Freunde“ fortan 18 deutsche und französische Autoren auszuloten.

In Hamburg etwa begrüßt das Literaturhaus am 11. April als „Fremde Freunde“ Anne Weber, Cécile Wajsbrot und Shumona Sinha. Alle drei leben und schreiben zwischen zwei Sprachen. Anne Webers wortwitziger Roman „Kirio“ (S. Fischer), deren gleichnamige rätselhafte Titelfigur von Südfrankreich ins hessische Hanau der Brüder Grimm gerät, war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Shumona Sinhas Roman „Erschlagt die Armen!“ wurde im Thalia dramatisiert

Cécile Wajsbrot, 1954 als Tochter polnischer Juden in Paris geboren, hat zuletzt den Essay „Une autobiographie allemande“ (Christian Bourgois) veröffentlicht. Und Shumona Sinha ist in Hamburg spätestens keine Unbekannte mehr, seit ihr Roman „Erschlagt die Armen!“ im vorigen September im Thalia in der Gaußstraße erstmals dramatisiert wurde. Für ihr Buch, die Geschichte einer Übersetzerin für Geflüchtete aus Bengalen, bekam die 44 Jahre alte indischfranzösische Schriftstellerin auch den mit 35.000 Euro dotierten Internationalen Kulturpreis in Deutschland. Ebenfalls beim Hamburger Verlag Edition Nautilus erschien ihr dritter Roman „Kalkutta“, eine Familien­geschichte rund um die Historie ihrer Geburtsstadt. Im Literaturhaus liest Thalia-Schauspielerin Oda Thormeyer die deutschen Texte.

Heiterer, indes durchaus spannend geht es parallel im Lustspielhaus zu. Dort ist Kabarettist Kai Magnus Sting aus Duisburg stets gern gesehen – ob mit seinen Soloprogrammen („Immer ist was, weil sonst wär ja nix!“, „Hömma, weiß Bescheid!“) oder im Duo mit Henning Venske in „Gegensätze“. Machten die beiden da noch Opa-und-Enkel-Kabarett, lebt Sting nun seine Passion für Krimis aus.

Nachdem er mehrere Hörspiele und zwei Romane um den Hobbydetektiv Alfons Friedrichsberg geschrieben hat, heißt es am 11. April erstmals in Hamburg „Tod unter Gurken“. Mit Venske als altem trinkfesten Schnüffler, sich selbst als Willi Dahl und Hans Peter Korff als Jupp Straaten spricht und spielt Sting ein kriminalistisches kumpelhaftes Altherren-Trio. Es wird in Nebenrollen von Korffs Schauspielkollegin und Ehefrau Christiane Leuchtmann unterstützt. In Stings grotesken Storys begegnen sie etwa einem Autor, der im Wahn seine Kritiker auf perfide Weise umbringt, und einem Tod, der auch mal Erholung braucht. Aber auch für Improvisation und Kabaretteinlagen soll laut Sting zwischen den Leichenfunden live Platz sein. Es geht eben nichts über Humor, auch in der Literatur.

„Fremde Freunde“: Cécile Wajsbrot, Anne Weber, Shumona Sinha Di 11.4., 19.30, Literaturhaus (Bus 6), Schwanenwik 38, Eintritt 10,-/6,- Kabarett trifft Krimi: „Tod unter Gurken“
Di 11.4. 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalcker­straße), Ludolfstr. 53, Karten zu 10,- (erm.) bis 25,- unter T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de