Das Historien-Epos „Die versunkene Stadt Z“ erzählt die unglaubliche Geschichte des Forschers Percival Fawcett

Aufsteigen will er, der junge Colonel Percival Fawcett (Charlie Hunnam), und die Ehre seiner Familie wiederherstellen. Aber genau wegen des Ruchs, der auf seinem Namen lastet, wird es nichts mit der Militärkarriere. Die Oberen rümpfen die Nase, weil Fawcetts Vater der Spiel- und Trunksucht verfallen war. Gegen den Standesdünkel des britischen Königreichs kommt der aufstrebende Mann nicht an. Deshalb nimmt er das Angebot der Royal Geographical Society, die Grenze zwischen Bolivien und Brasilien zu vermessen, zwar erst mit Widerwillen an. Aber in der Neuen Welt lockt nicht nur das Abenteuer und das Fremde. Sondern auch eine neue Freiheit und Offenheit.

Eine unglaubliche Geschichte, die fast nicht wahr sein kann. Aber auch unglaublich, dass sie so lange nicht erkannt wurde. Erst 2010 hat David Grann die Geschichte des Forschers Percy Fawcett in seinem Sachbuch „Die versunkene Stadt Z“ erzählt. Nun ist sie als großes, episches, alle modernen Stilmittel nutzendes Abenteuerkino verfilmt worden.

Eigentlich hätte ja Werner Herzog da rangehen müssen. Hat er doch immer wieder von Europäern erzählt, die in den Urwald zogen, um Extreme zu suchen und Grenzen zu überschreiten. Und zu Wilden wurden in der Wildnis, wie „Aguirre – der Zorn Gottes“ oder „Fitzcarraldo“, stets kongenial verkörpert von Klaus Kinski. Und manche Szenen scheinen auch wie direkte Zitate darauf.

Die Adaption von „Z“ ging indes „nur“ an James Gray, der aber in Filmen wie „Little Odessa“ oder „The Immigrant“ ebenfalls die Ankunft in fremden Terrains behandelte. Sein Blondschopf ist kein Kinski, sondern „nur“ Charlie Hunnam, der immer so ausschaut, als bekäme er die Rollen, die Channing Tatum ablehnt. Und doch ist ihnen ein beeindruckender Film gelungen, der lange nachwirkt. Hart ist der Schnitt zwischen dem streng reglementierten, neblig-trüben England, in dem immerhin eine schöne Frau (Sienna Miller) an Fawcetts Seite steht, und den wilden, sattfarbigen, lichtdurchfluteten Panoramen des Dschungels, in die er mit seinem Mitstreiter Henry Costin (mit Nickelbrille und Vollbart kaum zu erkennen: Robert Pattinson) aufbricht. Mutig und unermüdlich und trotz aller Gefahren dringt er immer weiter in die Fremde vor, bis er Spuren einer untergegangenen Zivilisation findet. Ein großes Historien-Epos, das mehrere Dekaden umspannt. Von der ersten Expedition 1906, nach der Fawcett verhöhnt wird, über seine zweite Reise, bei der er kurz vor dem Ziel umkehren muss, durch die Fronten des Ersten Weltkrieges bis zu seiner letzten Reise 1925, nun mit seinem ältesten Sohn (Tom Holland), auf der sich seine Spur verliert.

Die Geschichte eines Traums, die zur Besessenheit wird, vor allem aber die des ewigen Kampfs gegen Engstirnigkeit und Voreingenommenheit. Dabei kommt allerdings die familiäre Situation etwas zu kurz. Frau und Kinder müssen Jahre ohne das Familienoberhaupt leben. Und als die Gattin ihren Mann auf seinen Reisen begleiten will, zeigt sich dieser ebenfalls sehr engstirnig: Sie muss dann leider zu Hause bleiben.

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„Die versunkene Stadt Z“ GB 2017, 140 Min.,
ab 12 J.., R: James Gray, Charlie Hunnam, Robert Pattinson, Sienna Miller, täglich im Passage,
UCI Othmarschen-Park/Wandsbek;
www.bleeckerstreetmedia.com/thelostcityofz