Das Erzbistum Hamburg ist größter freier Schulträger

Für Katholiken ist Hamburg Diaspora. Nur zehn Prozent der Bevölkerung gehören dieser Richtung des christlichen Glaubens an. Und doch gibt es ausgerechnet an Alster und Elbe ein im bundesweiten Vergleich außerordentlich dichtes Netz katholischer Schulen. Derzeit besuchen 9031 Schüler die 21 katholischen Schulen in Trägerschaft des Erzbistums Hamburg.

Rund 1000 Lehrer, Pädagogen und Erzieher gestalten das schulische Leben bis in den Nachmittag hinein. Die drei katholischen Gymnasien genießen einen exzellenten Ruf: Die Sophie-Barat-Schule (Rotherbaum, mit 970 Schülern die größte), St. Ansgar in Borgfelde und das erst 2003 gegründete Niels-Stensen-Gymnasium in Harburg. Außerdem gehören zum katholischen Schulverband elf Grundschulen, sechs sogenannte „Langformen“ aus Grund- und Stadtteilschule sowie eine Stadtteilschule. Die Grundschule St. Marien in Ottensen ist mit 122 Schülern der kleinste Standort. Die Schulen sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt und stehen in so unterschiedlichen Vierteln wie Blankenese, Billstedt oder Langenhorn.

Damit ist das Erzbistum Hamburg der mit Abstand größte private Schulträger in Hamburg. Und auch der älteste: Die erste katholische Schule eröffnete am 10. Mai 1832 am „Kleinen Michel“ an der Straße Herrengraben (Neustadt). Seitdem ist das katholische Schulwesen in der Hansestadt auch staatlich anerkannt. Am Herrengraben, in Sichtweite des großen „Michels“, ist heute der Standort der Abteilung Schule des Erzbistums, also die Schulverwaltung.

Die Schülerschaft ist so vielfältig wie die der Stadt. Schüler aus 95 Nationen lernen an den katholischen Schulen. Zu den größten fremdsprachigen Gruppen gehören Kinder und Jugendliche aus Polen (255), Russland (87), Portugal (69), Italien (59) sowie Spanien (52). Aber bei weitem nicht alle Schüler sind katholisch: Sie stellen zwar mit durchschnittlich 65 Prozent den größten Anteil. Aber 20 Prozent der Kinder sind evangelisch, fünf Prozent gehören einer anderen Konfession an und sogar zehn Prozent sind konfessionslos.

Dennoch spielen Religion und Glaube ein zentrale Rolle. Das sogenannte Schulpastoral ist ein besonderes Merkmal gerade an den katholischen Schulen in Hamburg. Für die Schulseelsorge ausgebildete Frauen und Männer begleiten die Schüler individuell und tragen darüber hinaus zum Gelingen des Miteinanders bei. Angesichts der vielen Konflikte und zunehmender Gewalt in der Welt haben die katholischen Schulen im Herbst 2015 unter der Schirmherrschaft des Erzbischofs Stefan Heße das Projekt „Den Frieden ins Gebet nehmen“ gestartet. An jedem Donnerstagmorgen beten alle Lehrer und Schüler für den Frieden in der Welt – und in der unmittelbaren Nachbarschaft.

Die katholischen Schulen setzen auf eine Profilierung der Standorte, die den Schülern ermöglicht, ihren Neigungen und Begabungen zu folgen. Und der Schulverband investiert in Modernisierung und Ausbau. Das größte Bauvorhaben entsteht derzeit an der traditionsreichen Sophie-Barat-Schule: Zwischen Warburgstraße und Neuer Rabenstraße soll bis Ende 2017 ein siebengeschossiger, lichtdurchfluteter Erweiterungsbau mit zehn Klassenräumen, einer Sporthalle, einer Bibliothek, einem Musik- und Theaterraum sowie einer Schulkapelle mit 90 Plätzen, Empore und Orgel fertiggestellt werden.

Das Schulgeld ist entsprechend dem Einkommen der Eltern gestaffelt. Der Höchstsatz beträgt für Grundschulen 80 Euro und für die weiterführenden Schulen 100 Euro pro Kind und Monat. Der niedrigste Beitrag liegt bei zehn Euro. Mit einem Durchschnitt von 37 Euro gehören die katholischen zu den günstigsten der staatlich anerkannten Schulen.