Die Bugenhagenschulen blicken auf eine lange Tradition zurück und vertrauen auf moderne pädagogische Konzepte

Er war der Mann, dem Martin Luther besonders vertraute: Johannes Bugenhagen (1485 bis 1558), Trauzeuge und Beichtvater des Wittenberger Reformators, kam 1528 nach Hamburg und wurde in der Hansestadt zum großen Kirchen- und Bildungsreformer. „Doctor Pomeranus“, in Pommern geboren, führte nicht nur die evangelische Kirchenordnung ein. Bugenhagen gründete in Hamburg das Johanneum und damit das erste humanistische Gymnasium der Stadt. Damit wurde der Lateinunterricht erstmals zum öffentlichen Bildungsangebot.

Die fünf evangelischen Bugenhagenschulen in Hamburg tragen heute seinen Namen und stehen als staatlich anerkannte Privatschulen für reformpädagogische Unterrichtskonzepte. Dabei werden die unterschiedlichsten Lernpotenziale integriert – mit offenen Unterrichtsformen und nicht „frontal“. „Die Bugenhagenschulen sind evangelisch, inklusiv, reformpädagogisch und ermöglichen ein jahrgangsübergreifendes Lernen“, sagt Eva-Maria Kopte, Schulleiterin der Bugenhagenschule in Alsterdorf.

222 Lehrer, 44 Sozialpädagogen und 51 Erzieher sind insgesamt im Einsatz

Die Anfänge der Bugenhagenschulen gehen auf das Jahr 1867 zurück. Damals wurde für die schulpflichtigen Bewohner der ehemaligen Alsterdorfer Anstalten eine Heimsonderschule gegründet. Bis heute befinden sich diese Schulen in der Trägerschaft der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. Nach Stiftungsangaben ist die Schülerzahl in den vergangenen Jahren gestiegen – von 1460 im Jahr 2011 auf 1575 (2016). Insgesamt sind 222 Lehrer, 44 Sozialpädagogen und 51 Erzieher für die Kinder und Jugendlichen zuständig. „Alle Mitarbeiter“, heißt es in der Schulverfassung, „bilden eine christliche Gemeinschaft, deren Zusammenarbeit geprägt ist von Verantwortung, Individualität, Respekt und Selbstbestimmung.“ Wer bei Bugenhagen büffelt, sollte vorher gemeinsam mit den Eltern die Gretchenfrage stellen: Wie hältst Du`s mit der Religion? In der Gymnasialen Oberstufe der Bugenhagenschule Alsterdorf zum Beispiel ist in den drei Profilen Anthropologie, „Ethik und Wirtschaft“ sowie „Leib und Seele“ immer das Fach Religion mit im Spiel. Schulleiterin Kopte: „Uns ist es besonders wichtig, jeden Schüler ausgehend vom christlichen Menschenbild als individuelle Persönlichkeit zu fördern und im Rahmen seiner Möglichkeiten zu fordern.“

Wenn Eltern sich für eine der Bugenhagenschulen entscheiden, können sie zwischen den Standorten Alsterdorf, Blankenese, Hamm, Groß Flottbek und Ottensen wählen. Alsterdorf zum Beispiel bietet eine Primarstufe, Stadtteilschule, gymnasiale Oberstufe und eine Schule für Kinder mit besonderem Förderbedarf. In Hamm steht die Bugenhagenschule nicht nur symbolisch „unterm Kirchturm“ der Paulusgemeinde. Eine Gemeindepastorin kommt hier regelmäßig zu den Kindern. Blankenese (Grund- und Stadtteilschule, gymnasiale Oberstufe) plant derzeit einen eigenen Campus. „Die Kooperation zwischen der Blankeneser Kirchengemeinde, der Bugenhagenschule und dem Bereich Arbeit der Stiftung Alsterdorf nimmt immer konkretere Züge an“, sagt Schulleiter Hayo Janssen.

Einen Bugenhagen-Campus mit engem Miteinander der verschiedenen Generationen gibt es bereits am Standort Groß Flottbek. Auf dem rund 20.000 Quadratmeter großen Kirchengrundstück befinden sich 50 seniorengerechte Service-Wohnungen, eine Kita mit rund 80 Kindern, die Bugenhagenschule mit rund 100 Schülern sowie ein Pflegeheim.

In ihrem Sprengelbericht im März betonte Bischöfin Kirsten Fehrs, wie sehr ihr die Arbeit der evangelischen Schulen am Herzen liegt. Die jungen Leute lernten hier Sprach- und Dialogfähigkeit. „Und zwar auch, wenn die Schülerinnen und Schüler selbst anderen Religionsgemeinschaften angehören oder keine Kirchenmitglieder sind“, schrieb Fehrs.

Bugenhagen-Schüler tragen manchmal Schulkleidung, bestellbar in einem Online-Shop, Sweat-Shirts und T-Shirts in verschiedenen Farben, aber nach einheitlichem Design gestaltet. Das Schulgeld für Schüler mit besonderem Förderbedarf beträgt monatlich 76 Euro, bei den anderen Schulen zwischen 136 und 166 Euro.