Für die britische Gesellschaft der Wolkenfreunde, die Cloud Apprecia­tion Society, gibt es nichts Öderes als einen makellos blauen Himmel, also den Zustand der Atmosphäre, den der Norddeutsche unter seiner ganzjährig aschgrauen Wolkensuppe nur vom Hörensagen kennt. Die „cloudspotter“ der Insel dagegen verehren die flüchtig- feuchten Himmelsklumpen als „Poesie der Natur“, ohne die das Leben „unermesslich ärmer“ wäre. Megawolkenfans, die Briten. Muss am Wetter liegen.

Doch auch international übertreffen sich die Dichter bei Feder- und Schäfchenwolken oder Haufenschicht- und Lochwolken (Hole-Punch Cloud). Bis heute werden offiziell zehn Wolkengattungen (Genera), 15 Arten (Species) und neun Unterarten (Varieties) unterschieden. Und nun, nach mehreren Jahrhunderten der Himmelsbeobachtung, ist noch eine dazugekommen.

Die Meteorologen der Weltwetterorganisation (WMO) haben just in Genf ihren aktualisierten Wolkenatlas vorgestellt und neben Klassikern wie Zirrus, Cumulus oder Nimbostratus endlich auch die neue Form Volutus offiziell anerkannt. Das sei eine „Wolkenformation, die niedrig steht und wie ein Schlauch aussieht, der sich um eine horizontale Achse dreht“. Die Briten werden sie wohl Schlauchwolke nennen.

Für genügend Gesprächsstoff beim nächsten Wolkengucken auf der Sommerwiese dürfte damit gesorgt sein. Plumpe Assoziationsketten à la „Guck mal, ein dreibeiniges Eichhörnchen mit Rüssel!“ sind natürlich voll süß, aber auch entlarvend naiv. Kenner sprechen ab jetzt nur noch von Volutus maximus! Der neue Star am Himmel.