Philipp Poisel kommt mit dem Album „Mein Amerika“ am 29. März in die Barclaycard Arena

Männer, die über Gefühle singen, sind bereits seit einigen Jahren ein aufdring­licher Trend im deutschen Pop. Einst räudige Rapper säuseln nun als geläuterte Sänger und Songschreiber von Herzglut und Herzschmerz. Lieder, die nach „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“ klingen, werden mit dem Füllhorn über trost- und liebesbedürftige Hörer ausgeschüttet. Es gäbe in dieser Zeit genug andere Themen, über die man singen könnte, aber offensichtlich suchen viele Ablenkung in der neuen Romantik.

Man möchte sich gar nicht ausmalen, wie viele sanfte Sängerseelen eigentlich verlogene Krämerseelen sind, die von ewiger Liebe und endlosem Kummer singen, aber am ergriffensten nicht Liebesbriefe, sondern endlos lange Kontoauszüge lesen. Pop als Produkt für eine hohe Nachfrage.

Philipp Poisel allerdings macht seit seinem ersten Album „Wo fängt dein Himmel an?“ (2008) den Eindruck, dass er aufrichtig fühlt, worüber er singt. Das war schon bei seinem Auftritt beim Reeperbahn Festival 2008 zu spüren, als der damals 25 Jahre alte Ludwigsburger im Tivoli als noch völlig unbekannter Künstler dafür sorgte, dass ihn der ganze Saal am liebsten umarmt und fest geknuddelt hätte. Um diesen traurigen Jungen zu be­hüten und aufzumuntern. Gott, tat er einem leid.

Eigentlich muss Poisel keinem mehr leidtun. Mit dem dritten Album „Mein Amerika“ kletterte er im Februar zum ersten Mal an die Chartsspitze. Die Hallen sind mittlerweile so groß wie die seines Förderers Herbert Grönemeyer. Entsprechend großformatiger sind auch die Lieder auf „Mein Amerika“. Waren seine alten Songs bis auf „Als gäb’s kein Morgen mehr“ doch eher für kleine Solobühnen gemacht, so ist Poisel mittlerweile ein Bandmusiker, der sein Spektrum immens erweitert hat.

Trotzdem wird man am 29. März selbst in der letzten Reihe Oberrang der Barclaycard Arena das Gefühl haben, ihm ganz nah zu sein. Um diesen Jungen zu behüten und aufzumuntern. Und mit ihm zu tanzen, als gäb’s kein Morgen mehr.

Philipp Poisel Mi 29.3., 19.30, Barclaycard Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 46,- im Vorverkauf; www.philipp-poisel.de