Die Doku „Alles gut“ beobachtet genau und ehrlich

Djaner ist acht Jahre alt. Er ist mit seinem älteren Bruder und seiner alleinerziehenden Mutter aus Mazedonien gekommen. Jetzt lebt er in einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg. Er soll zur Schule gehen, hat aber in seiner Heimat damit schlechte Erfahrungen gemacht, seine Mitschüler haben ihn oft geschlagen. Er kommt in die Loki-Schmidt-Schule in Ottensen, ist aber oft aggressiv und fordert zunächst viel Aufmerksamkeit. Seine Klassenlehrerin und die Mitschüler geben sich viel Mühe mit ihm. Ständig ist die Familie von der Abschiebung bedroht.

Ghofran ist elf Jahre alt und kommt zusammen mit ihren drei Geschwistern und der Mutter in Hamburg an, wo der Vater schon auf sie wartet. Ein Jahr lang hat die Familie sich nicht gesehen. Er möchte, dass seine Familie hierbleibt, seine Tochter, eine traditionsbewusste Muslima, möchte lieber wieder zurück, wenn der Krieg vorüber ist. Sie hört gern arabischen Rap. Irritiert reagiert Ghofran auf das andere Selbstverständnis der Mädchen in der Schule, die sie auf den Regelunterricht vorbeireitet. Aber sie ist ein mutiges Mädchen.

Ein Jahr lang hat Regisseurin Pia Lenz ihre Protagonisten für den Film „Alles gut“ begleitet. Die mehrfach ausgezeichnete Journalistin kennt sich mit den Themen Flucht und Migration gut aus und hat darüber schon mehrere TV-Beiträge realisiert. „Alles gut“ ist ihr erster langer Film.

Ihr Anliegen ist es, einen „ehrlichen, unverfälschten Blick“ auf das Thema zu werfen, das im Laufe des vergangenen Jahres so viele Bürger und Flüchtlinge - bewegt hat. Das gelingt ihr gut. Weit ab von theoretischen Debatten zwischen den Polen Willkommenskultur und Ausländerfeindlichkeit gibt sie der Problematik hier ein Gesicht – zwei Gesichter. Es wird deutlich, wie wichtig es für die Kinder ist, in der Schule Gleichaltrige zu treffen, um mit ihnen zu lernen, zu spielen, zu sprechen. Bald schon haben sie eine größere Sprachkompetenz als ihre Eltern.

Eine Mitschülerin Djaners sagt: „Ich finde den voll nett. Und wenn der nicht nett wäre, müsste man ihn gut behandeln, dann wird er auch noch nett.“ Sollte man sich merken.

„Alles gut“ D 2017, 99 Min., o. A., R: Pia Lenz, täglich im Abaton