Zentrum am UKE erforscht Traditionelle Chinesische Medizin. Krankenkassen zahlen nicht alle Therapien

Wenn der Rücken schmerzt, es im Knie zwickt oder die Schulter unbeweglich ist, kann Akupunktur helfen. „Akute und chronische Erkrankungen des Bewegungsapparates sind klassische Indikationen für Akupunktur“, sagt Dr. Sven Schröder. Der Neurologe, der den von der Ärztekammer Hamburg und der Kassenärztlichen Vereinigung anerkannten Qualitätszirkel für Akupunktur leitet, ist Geschäftsführer des HanseMerkur Zentrums für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) am UKE.

Die Akupunktur sei als Ergänzung zur westlichen Medizin zu sehen und dürfe insbesondere bei chronischen Schmerzen nur angewendet werden, wenn die Ursache des Schmerzes vorab diagnostiziert worden ist. Akupunktur darf nicht im Bereich von Entzündungen angewandt werden, da sich sonst Krankheitskeime ausbreiten können.

Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten, wenn ein gut ausgebildeter Therapeut die sterilen Einmalnadeln setzt. „Lediglich leichte lokale Rötungen und kleine Blutergüsse treten häufiger auf. Sie sind aber in der Regel harmlos und verschwinden schnell“, weiß der Mediziner. Ärztliche Fachgesellschaften wie beispielsweise die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) listen den Ausbildungsstand ihrer Mitglieder und Therapeuten auf ihrer Webseite auf. Das HanseMerkur Zentrum bietet zudem an, Experten zu vermitteln.

Wie die Akupunktur wirkt, wird intensiv erforscht. Das Geschehen ist äußerst komplex. „Wir wissen, dass im Gehirn die populärwissenschaftlich als Glückshormone bezeichneten Endorphine und Serotonine vermehrt frei gesetzt werden. Zudem ändert sich das Netzwerk, in dem die unterschiedlichen Schmerzzentren im Hirn verknüpft sind“, sagt Dr. Schröder. Eine Studie bei Schulterschmerzen durch die sogenannte Frozen Shoulder, der steifen Schulter, wurde gerade veröffentlicht.

Noch bezahlen die Krankenkassen Akupunktur nur bei chronischen Rückenschmerzen und Schmerzen infolge einer Arthrose im Knie. „Dabei belegen zahlreiche Studien, dass Akupunktur beispielsweise bei Kopf- und Bauchschmerzen ein sehr wirksamer Bestandteil der Therapie sein kann“, sagt der Mediziner. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listet auch Erkrankungen der Atemwege, der Augen, der Nerven, Allergien und Sucht, die mit Akupunktur behandelt werden können. (ang)