Berlin .

Korallen haben 400 Millionen Jahre Veränderungen auf der Erde überlebt. Nun melden Wissenschaftler die schlimmsten je registrierten Massensterben. Besonders betroffen ist das Great Barrier Reef in Australien: Zum ersten Mal verzeichnen Forscher eine Korallenbleiche, die über einen Zeitraum von zwei Jahren andauert. Die Sorge scheint groß: Die Unesco wird offenbar im Juli entscheiden, ob das Great Barrier Reef als Weltnaturerbe als gefährdet eingestuft werden soll, heißt es.

„Korallen sind besonders empfindliche Ökosysteme, wir zählen sie auch zu den Kippelementen des Erdsystems“, sagt Katja Frieler, Wissenschaftlerin des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Neben Überfischung, Verschmutzung und Tourismus gilt der menschengemachte Klimawandel als Bedrohung. Zum einen nehmen die Meere CO2 auf und versauern – was die Kalkbildung der Korallen verhindert. Zum anderen: Die globale Erwärmung lässt die Wassertemperaturen ansteigen und löst so Korallenbleichen aus.

Korallen sind keine Pflanzen, sondern Nesseltiere. Auf Gedeih und Verderb leben sie mit den Zooxanthellen zusammen – winzige Algen, die sich in der Außenhaut des Korallenpolypen ansiedeln. Mit dem Wasser und dem CO2, das der Polyp ausscheidet, betreiben die Zooxanthellen Photosynthese, Sauerstoff und Glukose entstehen. Korallen brauchen die Stoffe zum Überleben, im Gegenzug liefern sie den Zooxanthellen lebenswichtige Nährstoffe. Millionen Algenzellen siedeln auf wenigen Quadratzentimetern, sie geben den Korallen ihre Farbe. Bei hohen Temperaturen aber werden die Algen giftig, die Korallen stoßen sie ab - sie verlieren ihre Farbe, werden schneeweiß und sterben.

„Riffe brauchen mindestens fünf Jahre, um sich zu erholen“, sagt Katja Frieler. Sie hat 2012 errechnet, wozu Wärmestress an 2160 Riffstandorten weltweit führen kann: „Mithilfe von Klimasimulationen und der heutigen Temperaturempfindlichkeit der Korallen konnten wir so abschätzen, dass selbst bei einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad der Großteil der Korallenriffe weltweit schon innerhalb der nächsten 20 bis 30 Jahre von schweren Schäden betroffen sein könnte“, sagte sie. „Dieses Zeitfenster könnte zu kurz für mögliche Anpassungsmechanismen der Korallen sein.“