Hamburg. Täter locken ihre Opfer mit perfidem Trick in Hinterhalt. „In der Schocksituation sind sie besonders wehrlos“

André Zand-Vakili

Die Täter benutzen einen heimtückischen Trick: Sie rufen um Hilfe, locken ihre Opfer so in einen Hinterhalt, um sie dann dort zu missbrauchen. Die drei Vergewaltigungen von Frauen binnen weniger Wochen haben viele Hamburger entsetzt. Die Polizei rät Frauen jetzt bei Dunkelheit zu besonderer Vorsicht.

Am 7. Januar hatte die Verbrechensserie begonnen. In St. Georg wurde eine Krankenschwester, die nach Dienstschluss zu ihrem Wagen wollte, durch Hilferufe in den Lohmühlenpark gelockt. Dort fielen mehrere Männer über sie her. Am 8. März traf es eine Krankenschwester auf dem Gelände des Krankenhauses Altona. Auch sie wollte zu ihrem Auto. Auch sie wurde durch Hilferufe in eine Falle gelockt.

Und am Dienstag wurde bekannt, dass es bereits am 13. Januar in Ohlstedt eine ähnliche Tat gegeben hatte: Eine Autofahrerin bemerkte am Straßenrand einen Mann, der gestikulierte, als ob er Hilfe benötigte. Als die 54-Jährige ihren Wagen stoppte und ausstieg, kam ein Komplize, zerrte sie in einen Wald und vergewaltigte sie. Die schwerst traumatisierte Frau entschloss sich erst jetzt, die Tat anzuzeigen. Die Frauen beschrieben die Täter mal als Südosteuropäer oder Araber, mal als Schwarzafrikaner, mal als akzentfrei Deutsch sprechend. Ob es Verbindungen zwischen den Verbrechen gibt, untersucht das für Sexualdelikte zuständige LKA 42.

Nach Ansicht des Kriminologen Wolf-Reinhard Kemper von der Leuphana Universität Lüneburg handelt es sich um ganz gezielte Taten. Die Taktik sei besonders perfide, weil „die Opfer geradezu paralysiert werden“: „Sie werden in einem Bruchteil einer Sekunde vom Helfer zum Opfer, wenn sie die wahre Situation erkennen. Das löst eine Schocksituation aus, in der sie besonders wehrlos sind.“

Die Polizei mahnt Hamburgerinnen: „Wenn man Hilferufe hört, sollte man andere Passanten ansprechen, die helfen können. Auch sollte man Abstand zu dem Hilfesuchenden halten, wenn nicht klar ist, welche Art von Hilfe er benötigt“, sagt Polizeisprecher Rene Schönhardt. Grundsätzlich gelte: Je später der Abend und je einsamer der Ort, desto aufmerksamer und vorsichtiger sollte man sich verhalten.

Seite 14 Wie der Weisse Ring hilft