Mit Nina Petri hat die Komödie „Ich habe Bryan Adams geschreddert“ am 19.3. Premiere

Oliver Bukowski ist einer der re­nommiertesten deutschen Gegenwarts­dramatiker und Nina Petri („Lola rennt“, „Der alte Affe Angst“) eine der markantesten Schauspielerinnen hierzulande – eine, die man eher weniger mit einfachen Rollen in Verbindung bringt. Auch wenn sie zuletzt 2015 und 2016 in der ZDF-Familienserie „Sibel und Max“ als Sprechstundenhilfe Paula Hansen mit Standardsätzen wie „Haben Sie Ihre Versichertenkarte dabei?“ zu hören und zu sehen war.

Komplexer wirkt ihre Figur in Bukowskis aktuellem Stück „Ich habe Bryan Adams geschreddert“, das am 19. März in den Kammerspielen Premiere hat. Es firmiert dort unter dem Genre „Mittelstandabbaukomödie“. Nina Petri gibt darin Simone, die mit ihrem Mann Patrick, gespielt von Ulrich Bähnk, zum Sommerfest bei ihrem gemeinsamen Chef zum Grillen eingeladen ist. Es sei jedoch keine „freiwillige“ Veranstaltung, und „Evaluation“, welche die Abteilung just überstanden hat, sei ein Schlüsselbegriff, so Petri.

Der Vorgesetzte und seine Gattin (Michael Lott und Cornelia Schirmer) haben auch einen gerade geschassten Kollegen dazugebeten – alle befürchten, dass er kommt, auch Simone. „Sie hat ein recht großes Alkoholproblem, das ihr aber hilft, die Dinge sehr positiv zu sehen“, sagt Nina Petri – und trinkt zwischen zwei Proben in einem Eimsbüttler Café eine Rhabarbersaftschorle.

Es geht um die Generation „Summer Of ‘69“, die mit dem Hit aufgewachsen ist

Sowohl die Figur als auch das Stück haben sie gereizt. „Jemand, der versucht, so normal wie möglich zu sein, aber eben alles unter Alkohol – das ist ja schon ein Bruch“, sagt sie. Und der Bruch, den alle haben, das sei „die Angst, entlassen zu werden, wie das eben so ist in einem Stück, in dem es um die Brüchigkeit der Mittelschicht geht“. In der Generation „Summer Of ’69“, die mit Bryan Adams’ gleichnamigem Hit aufgewachsen ist.

„Natürlich ist Simone besonders gefährdet, weil ihr Problem auch sichtbar ist, alle wissen davon“, meint Nina Petri. „Daneben stellen sich eben Fragen, die manche Zuschauer kennen: Was macht man, wenn man seinen Job verliert in dieser Mittelschicht? Was bleibt dann noch?“

Inwieweit das auf die Schauspieler-Branche übertragbar ist? „Ich hatte noch nie einen festen Vertrag. Ich lebe, seit ich berufstätig bin, mit einer permanenten Unsicherheit“, räumt Nina Petri ein. Trotzdem sei es nicht zu vergleichen, „weil ich ganz anders mit diesen Ängsten umgehe. Ich bin ja gewohnt, mich permanent damit zu befassen, mich neu zu erfinden“, sagt sie.

Insbesondere in ihrer Heimatstadt Hamburg konnte Nina Petri in den vergangenen Jahren ihr breites Spektrum zeigen: so 2014 als asexuelle Pathologin in Sibylle Bergs manche Männer irritierende satirischer Kammerspiele-Komödie „Die Damen warten“ oder zuletzt mit Nicki v. Tempelhoff im Ernst Deutsch Theater und auf Tournee in „Gift“, ein heftiges Drama über Verlust von Liebe und Glück. Umso mehr freut sich die Schauspielerin, nun „etwas diametral Entgegengesetztes“ machen zu können. Die Regie hat Ulrike Arnold („Sekretärinnen“).

Was aber macht Bukowski, Autor von Stücken wie „Londn – L.Ä .– Lübbenau“ oder „Gäste“, für Nina Petri heute so interessant? „Er ist sehr ironisch und provoziert auch gern. Und es ist immer auch ein politischer, gesellschaftskritischer Ansatz mit Tiefe. Man kann hier, und das machen wir auch, spielerisch relativ weit gehen. Wir können uns da einigen Blödsinn erlauben.“ Und das bringe schließlich jedem Schauspieler Spaß.

„Ich habe Bryan Adams geschreddert“
Premiere So 19.3., 19.00, bis 30.4., Kammerspiele (U Hallerstraße), Hartungstraße 9–11, Karten zu 18,- bis 43,- unter T. 413 34 40;
www.hamburger-kammerspiele.de