Das Il Locale in Ottensen ist eines jener gemütlichen Restaurants, wie sie letztlich jede Nachbarschaft gut gebrauchen kann

In Ottensen existieren Lokale, die sitzen seit Jahrzehnten fest an ihrem Platz. Man denke nur an die Weinstube Zur Traube oder an die griechische Taverna Sotiris. Dann wiederum gibt es Ecken, wo immer wieder Gastronomen dichtmachen. Kurz fragen sich die Anwohner beim Vorbeispazieren, was da wohl los gewesen sein mag, um bald darauf neugierig einen neuen Laden an derselben Adresse in Augenschein zu nehmen.

An der Großen Brunnenstraße 41 lud einige Jahre Die Schwäbin zu Maul­taschen und artverwandtem Regionalgut. Vielleicht wäre der Berliner Prenzelberg der bessere Standort gewesen. Ottensen ist zwar multikulti. Aber es gibt Grenzen.

Auf die Mundartkost folgte das Olles, ein uriges Restaurant mit schwedischer Küche, Elch statt Spätzle also. Das funktionierte, die Kritiken konnten sich lesen lassen. Doch auch das Olles schloss. Nun hat seit einigen Monaten der Italiener Il Locale seine Türen geöffnet. Und nach einigen Besuchen lässt sich sagen: Dieses Restaurant hat das Zeug zum Bleiben.

Das Il Locale ist eine jener Gaststätten, wie sie letztlich jede Nachbarschaft gut gebrauchen kann. Wo die Familie hingeht, wenn niemand Lust hat zu kochen, ohne direkt das wöchentliche Haushaltsgeld zu verballern. Wo Freundesrunden lange zusammenhocken und reden können. Wo der Kellner mit Augenzwinkern eine neue Kerze bringt, wenn ein Paar am Tisch sitzt. Kurzum: ein Lokal für jede Gelegenheit mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und Wohnzimmeratmosphäre. Und die Speisen, die reichen von soliden Klassikern wie Pizza (ab 5,50 Euro) und Salaten (ab 4,50 Euro) über frittierte Geschmacksanreger auf Kartoffel- oder Risottobasis (ab 4 Euro) bis zu Gerichten mit gastronomischem Pfiff von einer wechselnden Karte mit Empfehlungen.

„Pure italian“ ist das Motto, das sich Il-Locale-Betreiber Simone Olivieri Pennesi ins Firmenlogo geschrieben hat. Und um direkt voll einzusteigen in den pur italienischen Genuss, bestellen wir zum Auftakt an diesem Sonntagabend den wunderbar weich schmeckenden roten Hauswein (Glas 4 Euro) sowie einen Vorspeisenteller mit Antipasti (11 Euro). Die eingelegten Möhren und Paprika munden knackig und pikant, das Carpaccio ist saftig, und der Hit ist ein Salat aus Bohnen, Thunfisch sowie Zwiebeln. Die Runde nascht und schlemmt den Teller – angereichert durch Weißbrot – bis zum letzten Rest leer, bevor es mit dem Hauptgang weitergeht.

Die selbst gemachten Cannelloni mit Wildschweinfüllung in Tomatensoße sind mit 18 Euro im Vergleich zu anderen Pasta-Gerichten im Il Locale schon obere Preisklasse. Und die Pasta-Rollen könnten durchaus etwas würziger sein. Doch das Eigenaroma des Fleisches kommt gut zur Geltung. Raffinierter schmeckt da allerdings die vegetarische Cannelloni-Variante mit Spinat-Ricotta-Füllung in Trüffelsoße (16 Euro). Richtig fein!

Die Bedienung ist flott, freundlich und von jener unkomplizierten Gastlichkeit, wie sie definitiv nicht selbstverständlich ist. Da eine Lasagne bei uns am Tisch eher handwarm als heiß serviert wurde, gibt’s als Wiedergutmachung unaufgefordert zum Dessert einen köstlichen Pfannkuchen mit Beerenkompott. Überhaupt, der Nachtisch: Cremig-lecker kommt das Tiramisu in der Tasse daher (4,50 Euro). Eher schon im Bereich der Familienportion anzusiedeln ist das Crumble mit Äpfeln aus dem Alten Land, karamellisierten Mandeln und Zimt an Vanilleeis (6 Euro). Dank gutem Essen und wirklich netter Atmosphäre ist das Fazit klar: Wir kommen wieder.

Il Locale Große Brunnenstraße 41 (S Altona),
Di–Fr 17.00–23.00, Sa 12.00–open end,
So 16.00–22.30, T. 39 89 36 89; www.il-locale.de