Würde Tillmann Wiegand bei der Feuerwehr arbeiten, wäre er einer von denen, die löschen. Allerdings ist der 37-jährige Sozialökonom als Künstlerischer Betriebsdirektor an der Hamburgischen Staatsoper zuständig dafür, dass am Abend alle Sänger da sind. Klingt banal, kann aber dramatisch werden: Allein seit September 2016 mussten Wiegand und sein Team 40-mal Ersatz für einen erkrankten Sänger beschaffen. Das ähnelt dann schon dem Feuerwehr-Job, und manchmal klappt es erst in der sprichwörtlichen letzten Minute. Diesen Stress liebt Tillmann Wiegand sogar jetzt, wo seine Frau ihr erstes Kind erwartet.

Obwohl er nicht aus einer Künstlerfamilie stammt, sind auch seine Brüder am Theater gelandet: „Wir nutzen unsere Netzwerke.“ Nach dem Abitur hat Wiegand als Zauberkünstler gearbeitet und dann Bühnen-Blut geleckt. Erst am Theater in Landshut, wo er „fast jeden Job“ machte, von Kasse bis Schauspieler, dann an großen Häusern: „Für das Theater muss man brennen. Sonst bringt man nicht diese Opfer.“

Seite 17 Um jeden Preis die Vorstellung retten