Hamburg. Nachwuchs dringend gesucht. Zu viele Bewerber sind nicht fit und haben Höhenangst. Neue Werbekampagne

Der Nachwuchsmangel bei der Hamburger Feuerwehr nimmt bedrohliche Ausmaße an. Zum ersten Mal muss jetzt in der Hansestadt ein ganzer Lehrgang zur Ausbildung von Feuerwehrleuten ausfallen, weil es nicht genug qualifizierte Bewerber gab.

Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig: Die Hamburger Feuerwehr muss in den kommenden Jahren nicht nur viel Nachwuchs ausbilden, um eine große Zahl von Pensionierungen aufzufangen. Die Brandschützer müssen im Zuge der A-7-Überdeckelung auch Personal für sogenannte Portalwachen und eine komplett neue Feuerwache in Schnelsen stellen. Ein neues Konzept zur Nachwuchswerbung soll nun helfen, genug Nachwuchs zu finden. 120 Mitarbeiter, rund 40 mehr als geplant, will die Hamburger Feuerwehr im kommenden Jahr einstellen.

Doch die Zahl der Bewerber ging in den vergangenen vier Jahren von 788 auf zuletzt 646 pro Jahr zurück (minus 18 Prozent). „Das klingt nach genügend Bewerbern, ist es aber nicht“, sagt ein Feuerwehrmann. Der Auswahltest hat es in sich: Schon beim Sporttest fallen viele Bewerber durch, weil sie die körperlichen Anforderungen nicht erfüllen. Für Frauen, die ohnehin nur ein bis zwei Prozent aller Bewerber stellen, ist der Sporttest die größte Hürde. Im vergangenen Jahr bestand ihn keine Frau.

Auf der Drehleiter zeigen viele Bewerber Höhenangst. Das bedeutet das Aus. Sind alle Tests geschafft, geht es zur Gesundheitsprüfung. „Hier scheitert noch einmal gut die Hälfte aller Bewerber, die alle anderen Tests bereits bestanden haben“, sagt Feuerwehrsprecher Werner Nölken.

Auch der Fachkräftemangel trägt zu den niedrigen Bewerberzahlen bei, denn eine abgeschlossene Berufsausbildung ist neben hoher Fitness und bester Gesundheit Voraussetzung für eine Anstellung. Jetzt soll eine Werbekampagne helfen, geeigneten Nachwuchs in größerer Zahl zu begeistern.

Es gibt aber auch Kritik daran. Daniel Dahlke, Landesvorsitzender des Berufsverbandes Feuerwehr e. V. Hamburg, hält „nicht monetäre“ Konzepte zur Nachwuchsgewinnung für „Totgeburten“: „Werbung allein wird da nicht helfen. Wenn sich bei der Feuerwehr nicht substanziell etwas ändert, wird der Negativtrend über Jahre bleiben.“

Seite 15 Wo die Feuerwehr jetzt werben will