Hamburg. Erdrutschsieg für „Die Kammer sind WIR“ bei Wahl. Zwangsbeiträge für Firmen sollen abgeschafft werden

Die Handelskammer Hamburg steht vor einem radikalen Umbruch. Bei der Wahl zum Plenum der traditionsreichen Wirtschaftsvertretung feierten die sogenannten „Kammerrebellen“ von „Die Kammer sind WIR“ einen Kantersieg und errangen 55 der 58 direkt gewählten Sitze. Mit dieser absoluten Mehrheit können sie ihr zentrales Wahlversprechen umsetzen und die Zwangsbeiträge, die Firmen bisher an die Handelskammer abführen müssen, faktisch abschaffen – indem sie sie auf null setzen.

„Dieses Ergebnis zeigt, wie unzufrieden die Hamburger Kaufmannschaft mit ihrer Handelskammer war“, sagte „WIR“-Sprecher Tobias Bergmann dem Abendblatt. „Das ist eine große Herausforderung und Verantwortung für uns. Die Handelskammer muss nun im 21. Jahrhundert ankommen.“ Viele namhafte Unternehmer wurden aus dem Plenum herausgewählt. Da einige der bisherigen Leistungen ohne Pflichtbeiträge wohl nicht mehr finanzierbar sind, fürchten viele der 260 Mitarbeiter am Adolphsplatz nun um ihren Arbeitsplatz. Die Wahlbeteiligung lag bei 17,6 Prozent und war damit fast doppelt so hoch wie 2014 (9,6 Prozent). Wahlberechtigt waren rund 160.000 Unternehmer.

Das neue Plenum mit seinen 58 Mitgliedern tritt am 6. April zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Dabei kann es acht weitere Mitglieder hinzuwählen (kooptieren), sodass es schließlich 66 Plenarier gibt, die bis zur nächsten Wahl im Jahr 2020 über die Geschicke der Kammer bestimmen.

Am 4. Mai wählen diese dann ein neues Handelskammer-Präsidium und damit auch den Nachfolger des seit 2011 amtierenden Präses Fritz Horst Melsheimer. Als wahrscheinlichster Kandidat gilt „WIR“-Sprecher Bergmann, der die Unternehmensberatung Nordlicht führt, die viel für Gewerkschaften arbeitet.

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