Konsumgütermesse gibt Stachelpflanze als Trend vor – aus Porzellan, auf Kissen und für fast jede Lebenslage

Nach Silvester kommt erst einmal lange nichts. Vor allem kommen die langen Tage lange nicht. Die Zeit bis zu den ersten warmen Frühjahrsstunden zieht sich, dagegen sind selbst manche Fidel-Castro-Reden ein Wunder an Kürze und Knappheit.

Einen kleinen Lichtpunkt setzt im Februar immerhin alljährlich die internationale Konsumgütermesse „Ambiente“. In Frankfurt am Main werden seit gestern die aktuellen Wohntrends präsentiert, die in allen deutschen Wohnzimmern bis spätestens Ende März umgesetzt sein müssen. Die sogenannte Ambiente-Gestaltungssatzung des Wohnungsbauministeriums ist unlängst sogar noch verschärft worden. Wer die gesetzliche Frist zur Wohnzimmer-Neudekoration nicht einhält, muss ein Jahr lang im Gelsenkirchener Barock leben.

Diese Vorstellung reißt uns nicht vom Hocker, aber vom Sofa – und treibt uns in die Möbelhäuser und Dekoläden, um dort die vorgeschriebenen Konsumgüter zu konsumieren. Der neue, hoch ambitionierte Wohntrend, soeben auf der Messe präsentiert, heißt „Kaktus“: Porzellan in Kaktusform, Sofakissen mit Kaktusaufdruck, Blumentöpfe in Kaktusgestalt. Die Designpolizei des Wohnungsbauministeriums gilt als ziemlich stachelig.

Deshalb genügt es keinesfalls, einen Kaktus aus Omas Sammlung aufs Fensterbrett zu stellen. Empfohlen werden vielmehr Kaktussofas mit spitzen Stachellehnen, piksige Kaktus-fernbedienungen für die Heimelektronik sowie Kakteenpuschen für Fakire. Wer den Designpolizisten zudem noch einen Kaktuskaffee anbieten kann, sollte bis zur nächsten „Ambiente“ seine Ruhe haben.