Philipp Lahm und Bahnchef Grube machen’s vor, und sogar Gabriel brilliert. Wer will schon enden wie Stoiber?

Vor drei Jahren staunte die Repu­blik, als ein durchtrainierter Mann in den besten Jahren wissen ließ: „Das war’s.“ Telekom-Chef René Obermann verzichtete auf Vorstandsvorsitz, Bühne und Millionen. Wie bitte? Die älteren Herren im Lande verstanden nicht, was nur zum Teil mit schwindendem Hörvermögen zu tun hatte. Für die Generation Seehofer gilt der freiwillige Abschied als Charakterschwäche, Festkrallen dagegen als Patriarchenpflicht.

Mitmischen, egal wo, egal wie, Hauptsache laut. Piëchhaft noch mal Rache an allen und allem üben und den Laden notfalls mit ins Grab reißen – so geht Abgang. Wer will denn wie Edmund Stoiber als ehrenamtlicher Leiter einer EU-Arbeitsgruppe zum Bürokratieabbau enden? Ob in Firmen, Parteien, Medien oder notfalls in beleidigten Blogs – überall liegt dieser säuerliche Muff in den Fluren, wenn Angst vor Bedeutungsverlust zu gären beginnt. Nur langsam setzt sich die stilprägende Methode Obermann durch. Roland Koch, Ole von Beust, Klaus Wowereit schafften es gerade noch selbst aus dem Amt. Rüdiger Grube verlässt freiwillig den Bahn-Vorstand. Ähnlich hält es auch Philipp Lahm. Wenn Hoeneß und Rummenigge beim FC Bayern lebenslänglich herumdoktern, will einer der besten deutschen Fußballer nicht danebenstehen und seine Jahre mit Senioren-Bewundern zubringen.

Den brillantesten Teilrückzug aber hat Sigmar Gabriel hingelegt. Sein uneitler Entschluss, die Karriere loszulassen und im Auswärtigen Amt eine Art Altersteilzeit zu probieren, hat seiner Partei nur Vorteile gebracht: neue Akteure, einen sozialdemokratischen Bundespräsidenten und obendrein die Wunderwaffe Schulz, die die derzeit wichtigste aller politischen Qualifikationen mitbringt: relative Unbekanntheit. Ein kleiner Rückzug für einen Goslarer, ein Euphoriesprung für eine notorisch maulige Partei.

Schon raunt es in der CDU, dass die Kanzlerin doch bitte abtreten und eine neue unverbrauchte Person nach vorn lassen möge. Frisch und fröhlich soll die neue Kraft sein, klug und unverwüstlich. Da kann es natürlich nur einen geben: Wolfgang Schäuble.