Gegen Ohrgeräusche gibt es unterschiedliche Behandlungen

Wenn es ab und zu kurz im Ohr pfeift, brummt oder summt, das Geräusch dann aber wieder verschwindet, ist das normalerweise kein Grund zur Sorge. Anders verhält es sich, wenn das Ohrgeräusch anhaltend oder immer wieder über einen längeren Zeitraum wahrgenommen wird. In diesen Fällen spricht man von einem Tinnitus (lat. „tinnire“ = klingeln, klimpern oder schellen).

Während der objektive Tinnitus medizinisch messbar gemacht und sogar von anderen Menschen gehört werden kann, wird der subjektive Tinnitus nur von dem Betroffenen selbst gehört. Die Beeinträchtigung im Alltag ist je nach Grad und Ausprägung unterschiedlich. Viele Patienten können mit dem Ohrgeräusch leben, einige aber belasten die Ohrgeräusche so sehr, dass sie nicht mehr schlafen können, in ihrer Konzentration beeinträchtigt sind und psychischen Belastungen nicht mehr standhalten können. Es kann sogar passieren, dass Betroffene ihr Leben nicht mehr in den Griff bekommen und berufsunfähig werden.

Mögliche Ursachen für das Auftreten eines Tinnitus sind Stress, extrem starke Lärmbelastung, Traumen, etwa durch Explosionen oder einen lauten Knall, Ohrenerkrankungen, Nebenwirkungen von Medikamenten, Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen. Eine häufige Ursache für die Entwicklung eines chronischen Tinnitus ist ein vorangegangener Hörsturz.

„In jedem Fall sollte ein Tinnitus ernst genommen werden. Wer drei bis vier Tage lang Geräusche im Ohr hat, sollte einen HNO-Arzt aufsuchen“, sagt Michael Bergmann, Geschäftsführer der Deutschen Tinnitus-Liga. Eine Pille gegen den Tinnitus gebe es nicht, wohl aber Herangehensweisen, die den Umgang mit der Erkrankung erleichtern und den Patienten wieder mehr Lebensqualität geben.

So sei es zum Beispiel wichtig, die Aufmerksamkeit auf die bedeutenden Dinge im Leben zu lenken. „Psychotherapeutische Hilfe, eine Reha-Maßnahme und eine umfassende Aufklärung können viel leisten. Auch die Musiktherapie kann hilfreich sein, ebenso wie die Ablenkung mittels angenehmer Umgebungsgeräusche. Das kann das Plätschern eines Springbrunnens oder Entspannungsmusik sein, gut sind auch längere Aufenthalte in der Natur“, erläutert Michael Bergmann. Auf alle Fälle gelte es, Ruhe zu bewahren, denn oftmals gehe der Tinnitus von ganz allein wieder weg.

Ein effektives, wissenschaftlich fundiertes Verfahren zur Behandlung von chronischem Tinnitus ist die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT), wie sie zum Beispiel das Tinnituszentrum Eppendorf anbietet. Mit diesem Verfahren wird der Tinnitus aus dem Bewusstsein verdrängt, sodass sich die Einschränkung und die wahrgenommene Belastung der Patienten durch die Ohrgeräusche in der Regel deutlich vermindern. Die TRT stützt sich auf vier Säulen: die Aufklärung und Beratung des Patienten (Counseling), die psychologische Begleitung, Entspannungstechniken und die Behandlung mit Geräten.

Der Verein Deutsche Tinnitus-Liga (DTL) vertritt als gemeinnützige Selbsthilfeorganisation die Interessen der Patienten mit einem Tinnitus. Hier erhalten Betroffene viele wertvolle Tipps. Zudem gibt es bei der DTL individuelle Beratung, Hilfestellung bei der Therapiewahl und Adressen von Selbsthilfegruppen, Ärzten und Therapeuten. Weitere Informationen gibt es im Internet auf der Webseite www.tinnitus-liga.de sowie unter der Telefonnummer 0202/24 65 20.