Moderne Hörgeräte sind dezent und leistungsfähig. Einige Modelle bieten sogar Internet-Anbindung

Klaus H. hörte immer häufiger das Klingeln seines Handys nicht mehr. Auch die Gespräche am Tisch oder im Büro verstand er teilweise nur noch lückenhaft. „Es hat lange gedauert, bis ich mir meine Hörminderungen eingestanden habe. Aber schließlich bin ich dann doch zu einem HNO-Arzt gegangen“, sagt er. Seit einiger Zeit trägt der 59-Jährige jetzt ein Hörgerät, mit dem er in fast allen Alltagssituationen gut hören kann. „Ich kann jedem nur empfehlen, nicht zu lange mit einem Hörtest zu warten“, so sein Rat.

Sofern ein HNO-Arzt ein Hörsystem verordnet hat, klärt der Hörgeräteakustiker im Kontakt mit dem Kunden ab, welche Hörprobleme wann auftreten und welche Wünsche oder Vorlieben zu berücksichtigen sind. Bei der Wahl des geeignetsten Modells stehen dann die individuellen Anforderungen an das Hören, der Tragekomfort und nicht zuletzt die Ästhetik im Mittelpunkt.

Nachdem die Entscheidung für ein Modell gefallen ist, folgt die Feinanpassung. Dabei wird das ausgewählte System Schritt für Schritt eingestellt, bis ein optimales Ergebnis erreicht ist. Die Betreuung durch den Hörakustiker ist damit nicht beendet. Er bleibt auch weiterhin Ansprechpartner für alle anfallenden Fragen. Außerdem passt er das Hörsystem gegebenenfalls neu an, falls die Hörschwelle sich wieder verschiebt.

Systeme, die hinter dem Ohr getragen werden, können ausgeprägte Hörschwellenverschiebungen ausgleichen. Die Technik ist federleicht und ein maßgefertigtes Ohr-Passstück sorgt für sicheren Halt am und im Ohr. Die Geräte sind diskret und fallen kaum auf, wobei sich offen gestaltete, besonders kleine Modelle zunehmend durchsetzen. Bei Hörsystemen, die im Ohr getragen werden, steckt die komplette Technik in kleinen, individuell angepassten Hohlschalen. Im-Ohr-Systeme können entweder in der Ohrmuschel oder im vorderen Gehörkanal platziert werden. Sie können aber auch tief im Inneren des Gehörgangs sitzen. Herausziehen lässt sich das Gerät dann an einem transparenten Nylonfaden. Zu den Vorteilen dieser Systeme gehört der hohe Tragekomfort, außerdem sind sie nahezu unsichtbar.

„Die Hörgeräte sind in den letzten Jahren immer kleiner und dank digitaler Technik leistungsfähiger geworden. Die meisten Schwerhörigen entscheiden sich für ein System, das hinter dem Ohr getragen wird“, sagt Stefan Zimmer, Geschäftsführer des Bundesverbands der Hörgeräte-Industrie (BVHI). Wie er weiter berichtet, bieten alle Hersteller heute eine ultraschnelle Funkkommunikation zwischen zwei Geräten an, für Träger, die auf beiden Seiten hörgeschädigt sind. Zudem verfügen immer mehr Hörsysteme über eine 2,4-GHz-Technologie zur drahtlosen Signalübertragung, inklusive Made-for-iPhone- (MFi) oder Made-for Android-Technologie (MFA). So kann der Träger zum Beispiel mit beiden Ohren telefonieren oder Musik hören – und dabei den Umgebungslärm reduzieren.

„Immer mehr nachgefragt sind auch Smartphone-Apps. Diese bieten eine verbesserte Benutzersteuerung. Das Angebot umfasst Cloud-basierte, individuell einstellbare und GPS-fähige Programme“, so Stefan Zimmer weiter. Ebenfalls erhältlich seien mittlerweile Hörgeräte, die eine Internetanbindung ermöglichen – und damit etwa die Kommunikation mit einem digitalen Kalender und Smart-home-Anwendungen.

Der Festbetrag, den die Krankenkassen übernehmen, liegt bei rund 780 Euro. Für ein gutes Mittelklasse-System ist ein Eigenanteil von bis zu 1200 Euro zu zahlen. Weitere Infos gibt es bei der Fördergemeinschaft Gutes Hören unter:
www.fgh-info.de.