Ein duales Studium kombiniert die theoretische Ausbildung mit Arbeitsphasen in den Unternehmen

ule Meyer muss nicht lange nachdenken, um auf die wichtigste Voraussetzung zu kommen, die ihr Studium ihr abverlangt: „Man muss gerne logisch denken wollen. Daran sollte man Spaß haben. Alles andere kann man lernen.“ Die 20-Jährige studiert Elektrotechnik und Informationstechnik als dualen Studiengang an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) in Kombination mit Lufthansa Technik (LHT).

Seit sechs Semestern ist Jule jetzt im dualen Bachelorstudium dabei und immer noch zufrieden. Dabei war die Entscheidung nicht einfach: „Ich hatte in der Schule keine besonderen Vorlieben, wusste aber, dass mir Mathe und Physik leichtfielen. Zudem wollte ich etwas studieren, womit ich in jedem Fall später einen Job finde. Freunde studierten schon technische Studiengänge. Mit denen habe ich mich dann ausgetauscht.“ Fast ein Jahr vor Beginn klappte es dann mit der Zusage bei LHT.

Dual bedeutet, dass während des siebensemestrigen Studiums Theorie und Praxis Hand in Hand laufen. „Im Semester bin ich ganz normal an der Hochschule, in den Semesterferien dann im Betrieb“, sagt Jule. „Zuletzt absolvierte ich in der Firma das Praxissemester.“

In der Vorlesungszeit gibt es kaum einen Unterschied zum konventionellen Studium. „Wir lernen gemeinsam mit den normalen Studenten. Da wird nicht unterschieden. Mein Vorteil ist, dass ich Erfahrungen in der Praxis sammeln kann und weiß, wo ich im Studium Gelerntes anwenden könnte“, erklärt die angehende Elektrotechnikerin.

Etwas irritiert hat Jule der geringe Frauenanteil: „Ich bin die einzige Frau im Semester. Damit hätte ich nicht gerechnet. Am Anfang war das schwierig, weil die Interessenlagen sehr unterschiedlich waren.“ Mittlerweile hätten sich aber die richtigen Kreise gefunden. Nicht zuletzt auch auf der Lufthansa-Basis, denn hier gehört regelmäßiger Austausch zwischen den dual Studierenden zum festen Programm. „Zum Beispiel das Jahresevent für alle dualen Studenten der LHT in Hamburg und Frankfurt“, erzählt Jule, „eine Kombination aus Fachvortrag und nettem Miteinander im Anschluss.“

Toll sei es aber auch in der Ausbildungswerkstatt gewesen, weil man das Unternehmen und die Kollegen gut kennenlernen konnte. „Da waren wir acht Studenten. Wenn da jemand etwas zum Triebwerk wissen wollte, dann sind die mit uns direkt dahin und haben es uns erklärt.“ Außerdem kann Jule jetzt feilen, fräsen, schweißen, löten, verkabeln und kennt die Grundlagen der Elektropneumatik. Und das hat sie vielen ihrer Kommilitonen voraus.

Im Praxissemester folgte für die 20-Jährige zum ersten Mal eine „richtige“ Arbeit. Es wartete eine Softwareentwicklung an einem Teststand für Fluggeräte. „Am Anfang des Studiums war ich etwas panisch, weil ich noch nie programmiert hatte. In den Vorlesungen wurde aber alles ganz grundlegend erklärt. Man kommt da wirklich gut rein.“ So kann sich Jule jetzt uneingeschränkt auf das nächste Highlight ihrer ungewöhnlichen Berufsausbildung freuen.

Dual studieren heißt, während des Studiums Erfahrungen in der beruflichen Praxis sammeln zu können. Für die Studierenden sind die Vorteile vielfältig: es können früh Kontakte ins Berufsleben geknüpft werden, ein kontinuierlicher Praxisbezug vertieft das an der Hochschule Erlernte, und finanziell ist es von Vorteil, schon als Studierender über ein geregeltes Einkommen zu verfügen. Das Verhältnis zwischen Unternehmen und Studierendem wird durch einen Studien- und Fördervertrag geregelt.

Insgesamt läuft ein solcher Fördervertrag bei Lufthansa Technik bis zum Bachelor-Abschluss, unter Umständen jedoch auch bis zum Master. Anna Panagiotopoulou, Referentin für Talent Relationship Management bei der Lufthansa Technik AG, versichert: „Man kann zwar auch schon als Bachelor ins Arbeitsleben bei der Lufthansa Technik einsteigen, doch die Studierenden sind zumeist so gut, dass sie auch ihren Master machen.“