Industriemechaniker stellen Bauteile her und bedienen und warten Maschinenanlagen. Sie werden in allen Branchen gebraucht

or einem raumfüllenden Computertomografen auf dem Philips-Campus in Hamburg-Fuhlsbüttel zu stehen ist schon eine Erfahrung. Das Geräteteil mit der MRC-Röntgenröhre, das sich viermal in der Sekunde um den Patienten dreht, wiegt deutlich über eine Tonne. Während hochauflösende Röntgen-Schichtaufnahmen vom menschlichen Körper erzeugt werden, wirkt eine immense Kraft von bis zu 40 G auf die verschiedenen Bauteile. Die Ingenieure, Techniker und Mechaniker arbeiten hier an einer hochkomplexen Technologie.

Anna-Marie Bach ist eine von ihnen. Die 22-Jährige wird im Sommer ihre Ausbildung zur Industriemechanikerin abschließen. Industriemechaniker stellen Einzelteile, Baugruppen und Geräte her, richten sie ein, bedienen und warten Maschinenanlagen und überwachen Produktionsabläufe. „Wir arbeiten an allem rund um die Röntgenröhren und an allem, was mit dem Fertigungsprozess zu tun hat“, fasst Anna-Marie ihr Aufgabengebiet zusammen.

Den Weg zu Philips fand sie durch das Ausschlussverfahren. „Ich wollte nach dem Abitur nicht studieren, sondern erst mal praktisch arbeiten. Das aber nicht im Büro – und für Elektronik habe ich auch nicht den rechten Sinn. Also hab ich mich über die Ausbildungsangebote Hamburger Unternehmen im technisch-handwerklichen Bereich informiert, auch im Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit“, erzählt sie. Die Ausbildung bei Philips überzeugte sie – und bei dem niederländischen Konzern nahm man ihre Bewerbung von Anfang an wohlwollend zur Kenntnis. Frauen in Männerdomänen werden immer noch nach Möglichkeit unterstützt. „Tatsächlich sind die wenigen Bewerberinnen im technischen Umfeld bei allen großen Unternehmen heiß begehrt“, weiß Ausbildungsleiter Norbert Rix. Nur das Bewerbungsverfahren musste Anna-Marie noch bestehen.

Wer sich bei Philips bewirbt, durchläuft ein dreistufiges Verfahren: Am Anfang steht die schriftliche Bewerbung, „gern per E-Mail und mit PDF-Anhang“. Dann folgt ein Einstellungstest. „Dabei geht es um Mathe und Physik, technisches Verständnis und räumliches Vorstellungsvermögen, denn die Azubis müssen Zeichnungen lesen und verstehen können“. Zum Abschluss folgt ein Gespräch mit den Ausbildungs- und Bereichsleitern. „Hier möchten wir die Persönlichkeit des Bewerbers besser kennenlernen“, erläutert Rix. Wer keinen Ausbildungsplatz erhält, geht trotzdem nicht leer aus. „Wir nehmen uns Zeit für jeden Kandidaten und geben ein detailliertes Feedback: Was hat gefehlt, woran müsste derjenige noch arbeiten, wenn er an seinem Berufswunsch festhalten möchte. Das kommt sehr gut an, trotz Absage“, weiß Rix.

Anna-Marie erhielt eine Zusage – ihr Rat für künftige Bewerber? „Sich nicht verstellen, sondern authentisch sein. Das fängt an mit der Kleidung. Keiner erwartet hier, dass man zur Bewerbung in Anzug oder Kostüm erscheint.“ Schließlich wird im Blaumann gearbeitet. „Wir tragen Sicherheitskleidung: von den Schuhen über Kleidungsstücke aus schwer entflammbaren Materialien bis zu Arbeitshandschuhen. Und dann gehören noch die Mickymäuse dazu: extra dicke große Kopfhörer.“ Gearbeitet – drehen, fräsen, bohren oder auch CNC-Programmierung – wird vor allem im Stehen. „Das ist am Anfang gewöhnungsbedürftig. Davon abgesehen aber ist unsere Arbeit körperlich nicht besonders anstrengend. Alles, was schwer ist, wird von Kränen gehoben.“ Darüber hinaus gefällt ihr die Abwechslung in ihrem Beruf. „Wir arbeiten immer wieder an anderen, neuen Stücken oder Bauteilen.“