Die Bahn lässt Guido Maria Kretschmer Schaffner-Uniformen entwerfen. Ob das bei Zugverspätungen hilft?

Keine Frage, der Job ist gut dotiert. Andererseits gilt die Jahresgage von 2,4 Millionen Euro für den Bahnchef in weiten Teilen als Schmerzensgeld. Verspätungen, Stuttgart 21, Lokführerstreiks, bei Hitze kollabierende ICEs: Der Problemkatalog der Eisenbahner ist dicker als jedes Kursbuch.

Wer nun auch immer Rüdiger Grube nach dessen Rücktritt beerben wird, muss sich um ein Thema nicht mehr kümmern: das neue Outfit der Schaffner, im Bahn-Deutsch Zugbegleiter genannt. Offenbar hat Designer Guido Maria Kretschmer den Zuschlag erhalten. Die Entwürfe sehen edel aus, von der Damenjacke mit „vorgezogener Schulterpasse, DB-Logo auf linker Brust“ über das Herrensakko mit „Patten­taschen mit roten Paspeln“ bis zum „Etuikleid, Länge: knieumspielend“. Zudem hat der gebürtige Münsteraner mit der Telekom schon einen Großabnehmer ausgerüstet, der angesichts nörgelnder Kunden ebenfalls stressabsorbierende Kleidung braucht.

Letzte Zweifel wischt ein Blick in seine Vox-Sendungen weg, in der Kretschmer eine „Shopping-Queen“ sucht. „Gib Gummi“ – so das Motto einer Sendung – wird sich jeder Passagier in einem im Schneckentempo zuckelnden ICE schon gewünscht haben. Und für Paare, die in Gütersloh stranden, weil die Regionalbahn nicht warten mochte, kann auch das Motto einer anderen Sendung – „Kuschelabend vor dem Kamin“ – unerhoffte erotische Aktualität gewinnen. Kretschmer ist die richtige Wahl. Vor 30 Jahren orderte Udo Lindenberg bei ihm, damals Mode-Verkäufer auf einem Hippie-Markt auf Ibiza, Brokatjacken für seine nächste Tour. Und der Schöpfer vom „Sonderzug nach Pankow“ kann nicht irren.