Hamburg. Was Studenten oft nicht wissen: Bei mehr als 160 Studiengängen in der Hansestadt fehlt internationales Gütesiegel

Studenten, die an der Hamburger Universität ihr Examen ablegen, droht bei späteren Bewerbungen ein böses Erwachen. Was kaum einer weiß: Nur zehn der mehr als 170 Studiengänge in Hamburg besitzen eine sogenannte Akkreditierung – eine Art Gütesiegel, das einen bestimmten Qualitätsstandard garantiert und eine internationale Vergleichbarkeit der Uni-Abschlüsse sicherstellen soll. Was das Fehlen dieser Akkreditierung in der Praxis bedeuten kann, erfuhr jetzt ein 33 Jahre alter Betriebswirtschaftler.

Er hatte sein BWL-Studium in Hamburg mit einer Eins vor dem Komma abgeschlossen, dann in der Privatwirtschaft gearbeitet und sich schließlich auf einen begehrten Arbeitsplatz bei der BaFin, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, beworben. Trotz der guten Noten erhielt er umgehend eine Absage. Begründung: Der BWL-Studiengang sei in Hamburg nicht akkreditiert. „Für mich ist das eine Katastrophe“, sagt der 33-Jährige. „Hätte ich das gewusst, wäre ich zum Studium nicht nach Hamburg gegangen.“

Die Akkreditierung war 2003 von der Kultusministerkonferenz beschlossen worden. Externe Agenturen überprüfen dabei zum Beispiel, wie viele Professoren für wie viele Studenten zuständig sind. Wenn der Studiengang nicht akkreditiert ist, kann es Probleme geben – vor allem bei Bewerbungen im Ausland oder auf Topjobs in Deutschland, insbesondere in staatlichen Unternehmen oder an Hochschulen.

Die Universität Hamburg rechtfertigt die geringe Zahl akkreditierter Studiengänge mit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom Februar 2016, das Nachbesserungen bei der rechtlichen Umsetzung verlangte. Doch auch vorher hatte die Zertifizierung in Hamburg keine Priorität. Von den insgesamt 18.000 Studiengängen an deutschen Hochschulen sind immerhin etwa 50 Prozent akkreditiert – in Hamburg nur rund 5,9 Prozent.

Seite 12 Pro Akkreditierung bis 15.000 Euro