Der Kriegsfilm „Die irre Heldentour des Billy Lynn“ ist zu konventionell erzählt

Das Buch war in den USA ein großer Erfolg. Die Verfilmung wurde in die Hände des dreifachen Oscar-Preisträgers Ang Lee gegeben und mit einer wohlkalkulierten Mischung aus Stars und frischen Gesichtern besetzt. Gedreht wurde das Ganze für eine Projektionstechnik, die so neu ist, dass kaum ein Kino sie abspielen kann. Und doch kam nur eine der großen Enttäuschungen der Kino-Saison heraus, mit mauem Kassenergebnis und keiner einzigen Oscarnominierung. Woran lag’s?

Newcomer Joe Alwyn spielt den 19-jährigen US-Soldaten Billy Lynn, der im Herbst 2004 von einem Einsatz im Irak zurückkommt. Weil er sich dort im Kampf gegen den Feind tapfer gezeigt hat, werden er und sein Bataillon auf eine Werbetour durch die Heimat geschickt. Die Handlung spielt sich in einem Football-Stadion ab und zeigt Billy und seine Kameraden im Davor, Dazwischen und Danach des Matchs.

Kristen Stewart als pazifistische Schwester agiert wunderbar trocken

Billy ist ein braver Junge, der sich hin- und hergerissen fühlt zwischen seinem Empfinden der Sinnlosigkeit des Kriegs und der Solidarität mit seinen Mitstreitern. Wie fast immer liegt es nicht an den Schauspielern, dass einem die „Irre Heldentour“ weniger irre als vielmehr irre lang erscheint. Joe Alwyn vermittelt seine Unsicherheit glaubwürdig. Kristen Stewart als seine pazifistische Schwester vertritt ihren Standpunkt wunderbar trocken. Vin Diesel als Billys ehemaliger Sergeant ist überraschend rührend. Und Garret Hedlund als Billys Vorgesetzter ist eine Sensation, wie er da selbstironische Intelligenz hervorscheinen lässt.

Vielleicht ist der Misserfolg des Films einmal mehr dem Thema Irakkrieg zuzuschreiben, das die Amerikaner (abgesehen von Clint Eastwoods „American Sniper“) noch nie im Kino behandelt sehen wollten. Lee ist dabei eines nicht gelungen: die Notwendigkeit seiner neuen Technik deutlich zu machen. Man ahnt, dass die Hyper-Intimität, die hohe Auflösung und 3-D mit sich bringen, dazu hätte beitragen können, den Gegensatz von innerem Konflikt und äußerem Spektakel sinnlich zu verschärfen. Aber leider hält sich dafür das Drehbuch zu sehr an bewährte Bilder von selbstlosen Soldaten und ihrer ignoranten Umgebung.

„Die irre Heldentour des Billy Lynn“ USA 2016, 110 Min., ab 12 J., R: Ang Lee, D: Joe Alwyn, Kristen Stewart, Vin Diesel, Garrett Hedlung, täglich im Studio, UCI Mundsburg; www.billylynn.de