Arnstein.

Die Befürchtungen haben sich bestätigt: Die sechs Teenager, die tot in einer Gartenlaube im unterfränkischen Arnstein gefunden worden waren, sind an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben. „Das ist das aktuelle Ergebnis der rechtsmedizinischen Untersuchungen“, so die Polizei.

Der Tod der eigenen Kinder ist das Schlimmste, das Eltern zu fürchten haben. Für den Vater des Geschwisterpaares, der die jungen Leute zwischen 18 und 19 Jahren am Sonntagmorgen entdeckte, wurde dies zur Realität. Nach einer Party in der abgelegenen Laube hatte er nichts mehr von seinen Kindern gehört und sich Sorgen gemacht. Als er in dem Häuschen nachsah, fand er seinen Sohn und seine Tochter neben den vier Gästen leblos.

Wie die sechs Toten genau aufgefunden wurden, dazu will die Polizei, die bereits beim Fund der Leichen ein Gewaltverbrechen ausgeschlossen hatte, keine Angaben machen. So ist offen, ob die jungen Menschen im Schlaf erstickten oder anders zu Tode kamen. „Alle Möglichkeiten werden geprüft“, sagt ein Polizeisprecher. Spezialisten des Landeskriminalamts seien immer noch in der Laube und untersuchten den Unglücksort.

Auch sei mit der festgestellten Vergiftung noch nicht bewiesen, dass wirklich der Holzofen der Hütte für den Tod der Teenager verantwortlich ist, betonte der Sprecher. Der Ofen sei während der Party zwar in Betrieb gewesen. Dennoch: Es müsse noch geklärt werden, welches Gerät für den Austritt des Kohlenmonoxids verantwortlich sei, heißt es von der Polizei.

Kohlenmonoxid entsteht bei einem unvollständigen Verbrennungsvorgang, sagt Frank Hachemer, Vizepräsident der Deutschen Feuerwehr: „Häufig sind mangelnde Belüftung, fehlerhafte Verbrennung in Öfen oder Defekte an Gasthermen die Ursachen.“ Immer wieder komme es auch zu Einsätzen der Feuerwehr aufgrund ausgasender Kohlereste etwa von Shisha-Pfeifen oder Grills in geschlossenen Räumen, so der Experte.

Das Problem: Kohlenmonoxid ist ein geruchs- und geschmackloses Gas. Und damit so tückisch. Die Feiernden bemerken nicht, dass sie „etwas Giftiges einatmen“, sagt Professor Peter Sefrin, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) unserer Redaktion. Herkömmliche Rauchmelder können das tückische farb- und geruchlose Gas nicht erkennen.

Die Wirkung des Gases ist häufig tödlich: Kohlenmonoxid blockiert den Transport von Sauerstoff im Blut. Bei einer Vergiftung kommt es deshalb zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Bewusstlosigkeit bis hin zum Tod durch Ersticken.

Todesursache ist Hirntod durch Sauerstoffmangel

Vor allem im Schlaf werden die Symptome kaum bemerkt. 648 Menschen starben 2015 in Deutschland an einer Kohlenmonoxidvergiftung. „Betroffene verlieren nach und nach das Bewusstsein und schlafen schließlich ein“, sagt Peter Sefrin. „Man stirbt also an einem Hirntod durch Sauerstoffmangel.“ Das könne sehr schnell gehen.

Unbedingt sollten die Gefahrenquellen vermieden werden. Ein Grill darf nicht in einem geschlossenen Raum genutzt werden, weder in der Garage noch in einer Gartenlaube oder in einem Wohnzimmer, so Experten. Auch ein Kohleofen braucht ständig frische Luft, um einwandfrei zu funktionieren. Ältere Öfen sind übrigens nicht gefährlicher als neue, so Hachemer. Es komme auf die richtige Wartung an.

Arnstein ist nun dabei, die Tragödie zu verarbeiten. Die Stadt hatte am Montagabend eine ökumenische Trauerstunde organisiert und ausdrücklich gebeten, den Trauernden Raum zu geben. Anschließend gab es in der benachbarten Grundschule Raum für Gespräche mit Seelsorgern.