Santiago.

Noch gilt offiziell das extrem heiße und trockene Sommerwetter in Chile als Ursache für die schwerste Brandkatastrophe in der Geschichte des Landes. Doch es mehren sich die Hinweise darauf, dass einige der Brandherde absichtlich gelegt worden sind. 43 Verdächtige wurden inzwischen festgenommen. Darunter auch ein Mitarbeiter der Forstbehörde Conaf. Er soll in einem Eukalyptuswald in der Region Maule absichtlich ein Feuer gelegt haben.

Der Holzfällerverband Corma richtete einen dringenden Appell an die Regierung, die möglichen strafrechtlichen Ursachen der Brände zu untersuchen. Mitglieder des Verbands hätten Hinweise auf absichtlich gelegte Feuer. „Bei vielen Brandherden gibt es auffällige Merkmale, die nicht mit dem üblichen Feuersbrünsten zusammenpassen“, sagte auch Staatspräsidentin Michelle Bachelet, ohne ins Detail zu gehen.

In den sozialen Netzwerken werden Verschwörungstheorien diskutiert. Unter anderem wird den Mapuche-Ureinwohnern vorgeworfen, sie hätten die Feuer gelegt, um die Holzunternehmen in ihren Gebieten zu schädigen. Generalstaatsanwalt Jorge Abbott sah sich bereits genötigt, einen „terroristischen Hintergrund“ der Brände auszuschließen.

Seit fast einem Monat wütet die Feuersbrunst inzwischen, und ein Ende ist nicht in Sicht. Sieben Regionen sind betroffen, mindestens elf Menschen bereits ums Leben gekommen. Trotz leichter Fortschritte der Feuerbekämpfer loderten zuletzt noch 110 verschiedene Brandherde. 560.000 Hektar Land sind bereits Fraß der Flammen geworden – eine Fläche doppelt so groß wie das Saarland. Mehr als eintausend Häuser, sind zerstört, fast 4000 Menschen obdachlos. Teile des südamerikanischen Landes wirken wie aus Dantes Inferno. „So etwas haben wir noch nie gesehen“, sagen die Betroffenen immer wieder, wenn sie auf die Feuersbrunst angesprochen werden.

Längst hat sich die Naturkastrophe auch zu einer Staatskrise ausgeweitet. Präsidentin Michelle Bachelet steht in der Kritik, weil sie die Lage nicht unter Kontrolle habe. Die linksliberale Staatschefin muss sich zudem für defekte Löschinfrastruktur verantworten. Nur drei der sechs Flugzeuge der Forstbehörden sind einsatzbereit. Auf Initiative einer reichen Chilenin, die in den USA lebt und mit dem Enkel des Walmart-Gründers verheiratet ist, ist seit Montag auch das größte Löschflugzeug der Welt über den Brandgebieten im Einsatz. Es kann bis zu 72.000 Liter laden. Auch Helfer aus Deutschland, Frankreich, Peru, Portugal, Spanien, Kolumbien, Argentinien und Mexiko unterstützen die Löscharbeiten.

Von der Wetterfront gibt es vorerst keine Entwarnung. Das heiße und trockene Klima wird vorerst anhalten.