Hautärzte können durch regelmäßige Untersuchungen bösartige Veränderungen der Haut erkennen

Einen Scheinwerfer, einen Kamm und sehr gute Augen, das braucht Dr. Marcus Wolf, um im Rahmen eines Hautkrebsscreenings Auffälligkeiten am Kopf seiner Patienten zu entdecken. „Ich ziehe etwa 50 Scheitel, um jeden Quadratzentimeter der Kopfhaut zu betrachten“, sagt der Hautarzt. Danach mustert er die komplette Körperoberfläche, auch die Hautfalten zwischen den Zehen und die Schleimhäute in der Mundhöhle sowie im Intimbereich. „Die Untersuchung im Intimbereich muss man natürlich mit dem Patienten besprechen.“ 20 Minuten dauert dieses Screening vom Scheitel bis zur Sohle. Sobald dem Dermatologen die kleinste Farbveränderung der Haut auffällt, greift er zu einer speziellen Lupe. Mit dem Dermatoskop, einer beleuchteten hochauflösenden Lupe, die auf die Haut aufgesetzt wird, kann der Hautarzt zwischen harmlosen Muttermalen oder gutartigen Hautrötungen und verdächtigen Veränderungen unterscheiden. „Mit der Dermastokopie oder Auflichtmikroskopie lassen sich zudem Hautveränderungen, aus denen sich Krebs entwickeln kann, sogenannte Krebsvorstufen, gut erkennen“, sagt der Mediziner.

Lieber einmal zu viel als einmal zu spät zur Untersuchung

Die Dermastokopie wird nur von wenigen Krankenkassen im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms erstattet. Denn das gesetzliche Programm, an dem jeder Versicherte ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre teilnehmen kann, sieht kostenfrei allein die Hautuntersuchung mit bloßem Auge vor. Wird das Screening somit bei einem speziell geschulten Hausarzt durchgeführt und werden dabei verdächtigte Hautstellen entdeckt, muss der Hausarzt zum Dermatologen überweisen. Denn nur diese Fachärzte können die weitere Diagnostik und die Therapie übernehmen.

Experten schätzen, dass 2012 – neuere Zahlen gibt es nicht – insgesamt 224.320 Menschen an Hautkrebs und Vorstadien erkrankt sind. Damit zählt er zu den häufigsten Krebserkrankungen überhaupt. Mehr als 203.000 Menschen erhalten die Diagnose „weißer“ Hautkrebs, 20.820 die Diagnose „schwarzer“ Hautkrebs. Die Hauttumore unterscheiden sich in Aussehen, Entwicklung und Prognose beträchtlich. Zum „weißen“ Hautkrebs zählt man Basalzellkarzinome und Plattenepithelkarzinome, wobei Ersteres die häufigste Form ist. Viel seltener, aber wesentlich bekannter ist der „schwarze“ Hautkrebs oder das maligne Melanom. „Entdecken wir Vorstufen eines Krebses oder eine bösartige Veränderung, die nur in der obersten Hautschicht liegt, entfernen wir das Gewebe unter lokaler Betäubung umgehend, und dann ist der Patient geheilt“, sagt Dr. Wolf. Wenn ein Hautkrebs erst in die nächste Hautschicht, die Lederhaut, vordringt, dann verringern sich die Chancen. Deshalb gilt: Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig zum Hautarzt gehen.

„Manche Flecken, die wir entdecken und die wild aussehen, sind aber gar kein Grund zur Beunruhigung“, sagt Dr. Wolf. Sie müssten gar nicht entfernt werden. Möglich wird diese Entscheidung durch die Videodermatoskopie. Dabei nimmt der Hautarzt stark vergrößerte Bilder der verdächtigen Hautveränderung auf und speichert diese in einem speziellen PC-Programm. Bei den Kontrolluntersuchungen zu einem späteren Zeitpunkt vergleicht er dann die alten und neuen Bilder und sieht, wenn es Veränderungen gibt. „Das erlaubt eine sichere Langzeitüberwachung und erspart den Patienten unnötige operative Eingriffen“, sagt Dr. Wolf. Wichtig sei zudem, dass die Patienten selber ihre Haut gut im Blick behalten. „Sie sollten sich daher einmal im Monat von Kopf bis Fuß untersuchen“, rät die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention. Dafür sollte der Raum hell erleuchtet sein und mit einem Spiegel möglichst die gesamt Hautoberfläche betrachtet werden. „Auffällig ist alles, was sich in Form, Farbe oder Größe verändert hat oder neu auftritt, auch wenn es nur kleine schwarze Punkte sind oder ein runder Fleck plötzlich asymmetrisch ist“, betont Dr. Wolf.

Um die Gesundheit der Haut, die mit einer Größe von fast zwei Quadratmetern und einem Gewicht von bis zu zwölf Kilogramm das größte Organ des Menschen ist, zu erhalten, ist Vorsorge sinnvoll. „An unserer genetischen Ausstattung können wir zwar nichts ändern, aber wir können das Risiko für eine Erkrankung verringern. Die wichtigste Ursache für Hautkrebs ist UV-Strahlung“, so der Hautarzt. Daher sollte man von April bis Oktober auch in Norddeutschland zwischen 11 und 15 Uhr die Haut, die nicht von Kleidung bedeckt ist, mit einem wirksamen Sonnenschutzmittel eincremen. Schützen Haare die Kopfhaut nicht mehr, ist ein Sonnenhut empfehlenswert. Wer in die Berge oder Tropen fährt, der braucht noch mehr Hautschutz. Vorsorge ist die beste Medizin. „Wenn Sie aber auch nur den Verdacht hegen, Sie könnten Hautkrebs haben, gehen Sie sofort zum Hautarzt. Viele Hautärzte haben für diese Patienten extra Notfallsprechstunden eingerichtet.“ Denn je früher ein Hautkrebs erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Heilungschancen.

Näheres unter Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention: www.unserehaut.de