Das Drama „Die schönen Tage von Aranjuez“ ist zu bedeutungsschwanger

Wim Wenders’ neuer Film beginnt mit einem Versprechen. Die Kamera schwebt über Plätze von Paris und zeigt die wie zum Stillstand gekommene Stadt in schönsten ­3-D-Bildern. Ein herrlicher Anblick. Doch dann verlassen wir die Me­tropole und sind plötzlich im Landhaus eines Schriftstellers (Jens Harzer), dessen Tisch mit der Schreibmaschine auf einen sommerlichen Garten blickt, den der Film nicht mehr verlassen wird.

Eine Frau und ein Mann (Reda Kateb) unterhalten sich einen Tag lang über Liebe und Begehren, über Erinnerungen und Träume, die Natur und die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Eine Art Kammerspiel unter freiem Himmel, ein Dialog zweier Namenloser, der kein wirkliches Gespräch ist, es sind eher zwei endlose Monologe. Und da „Die schönen Tage von Aranjuez“ auf dem gleichnamigen Bühnenstück von Peter Handke basiert, ist der Text manchmal hochpoetisch und oft schrecklich prätentiös.

Handke hat das Stück seiner Frau, der französischen Schauspielerin Sophie Semin, auf den Leib geschrieben, sie spielt auch im Film die Hauptrolle. Wenders bringt das Stück seines alten Freundes ziemlich getreu auf die Leinwand. Einzig die Figur des Autors erfindet er dazu, der das Paar im Garten imaginiert oder sich von diesem den Dialog diktieren lässt.

Ins Kino kommt der Film in zwei Versionen, Wenders hat wie schon bei der Hommage an Pina Bausch und „Every­thing Will Be Fine“ in 3-D gedreht. Also rauschen Blätter im Wind und ragen Zweige in den Raum, als wäre man selbst Gast in dieser Idylle. Einen wirklichen Mehrwert hat die 3-D-Technologie hier allerdings nicht, das Stück bleibt bei aller visuellen Spielerei eine blutleere und bedeutungsschwangere Sprachwüste. Über die Charaktere weiß man am Ende wenig mehr als zu Beginn.

Handke hat der Adaption seinen Segen gegeben, nicht als Schriftsteller, sondern in einem Kurzauftritt als Gärtner. Einmal noch gelingt Wenders ein hübscher Moment, als plötzlich Nick Cave am Flügel der Villa sitzt und eines seiner todtraurigen Lieder anstimmt. Da ist sie dann kurz, die Magie, die der Film und das Stück ansonsten bloß behaupten.

„Die schönen Tage von Aranjuez“ D/F 2016,
97 Min., o. A., R: Wim Wenders, D: Sophie Semin, Reda Kateb, Jens Harzer, Nick Cave, täglich im Abaton, Passage; neueroadmovies.com