London.

Ob im Büro, im Pub oder auf Londons Fußgängerzone – ein Thema elektrisiert die Briten: Prinz William gibt seinen Job auf! Gedenkt der Zweite in der britischen Thronfolge, dem man immer mal wieder Faulheit unterstellt hatte, sich mit 34 Jahren schon zur Ruhe zu setzen? Doch das Gegenteil sei der Fall, hieß es vom Hof. Es ruft die Pflicht! Prinz William hängt seinen Beruf als Rettungshubschrauberpilot nur an den Nagel, weil er sich verstärkt seinen royalen Aufgaben widmen will.

Der Herzog von Cambridge, gab der Kensington Palast bekannt, werde nur noch bis zum Sommer Rettungseinsätze mit der „East Anglia Air Ambulance“ fliegen. Im Herbst werden William, Kate und die Kinder George und Charlotte ihr Landhaus „Anmer Hall“ in der Grafschaft Norfolk verlassen und nach London umziehen. „Ihre Königlichen Hoheiten“, so der Hof, „sind bestrebt, ihre offizielle Arbeit im Interesse der Queen und für ihre eigenen Wohlfahrtsorganisationen zu steigern, was eine größere Präsenz in London erfordert.“

Die Queen muss wohl entlastet werden. Elizabeth II. feierte im letzten April ihren 90. Geburtstag. Sie ist wieder auf den Beinen. Allerdings waren die Briten Weihnachten alarmiert, als sie mit schwerer Erkältung ausfiel. Eins ist klar: Sie wird nicht mehr der zentrale Motor der royalen Show sein. Jetzt ist die Königliche Familie gefragt. Auch Prinz William will sich nicht lumpen lassen und zeigen, dass nichts dran ist an dem Spott, er sei „arbeitsscheu“ und „launenhaft“, wie ihm die Boulevardpresse im letzten Jahr vorgeworfen hatte und ihn mit Zahlen in die Enge trieb: Nur 122 Termine hatte er 2015 wahrgenommen. Sein Großvater, der damals 94-jährige Prinzgemahl Philip, schaffte 250! Die Queen kriegte 306 Repräsentationstermine hin.

Dass William nun das Projekt Vollzeit-Royal starten will, irritiert. Schließlich war der junge Mann alles andere als scharf aufs Repräsentieren. „Wenn man nicht aufpasst“, sagte er einmal, „kann einen die Pflicht schon in jungen Jahren niederdrücken.“ Der Herzog und die Herzogin von Cambridge legen großen Wert auf ein normales Familienleben und wachen über ihre Privatsphäre.

Nach ihrer Heirat 2011 flüchteten die beiden daher erst einmal aufs Land, genauer gesagt ins abgelegene walisische Anglesey. Als sie ihren Sohn George vor drei Jahren bekamen, zog die Familie auf den Landsitz Anmer. Dort in der Grafschaft Norfolk, weitab von London, wollten sie das verwirklichen, was Williams Eltern, Charles und Diana, nicht vergönnt war: Ein Leben möglichst ungestört durch die Weitwinkelobjektive der Paparazzi und die Nachstellungen der Boulevardpresse. Über das royale Grundstück wurde sogar ein Flugverbot verhängt. Auch sonst hatten sie es sich gemütlich gemacht und dabei keine Kosten und Mühen gescheut: So wurde der alte Tennisplatz, der laut Ansicht des Paares die Aussicht störe, verlegt und zudem ein neuer Belag aufgetragen. Kostenpunkt dafür: rund 85.000 Euro. Einen Pool hat das Anwesen freilich auch bekommen, damit Charlotte und George im Sommer in den Wellen planschen können. Allein für Gummistiefel gab es einen eigenen Raum.

Stammhalter George wirdmit vier Jahren eingeschult

Mit dem Umzug nach London ins Appartement 1A des Kensington Palasts beginnt für die junge Familie ein neuer Abschnitt. Der Palast ist ihnen gut bekannt. Schließlich wohnen sie seit 2014 dort, wenn sie mal in London vorbeischauen. Und Komfort wird wohl auch vorhanden sein, denn immerhin hatten sie ihre Räume für sechs Millionen Euro renovieren lassen.

Stammhalter George, der schon im Alter von vier Jahren eingeschult wird, soll die private Vorbereitungsschule Wetherby in Notting Hill besuchen. Kostenpunkt: 20 595 Pfund, umgerechnet fast 24 000 Euro im Jahr. Und Charlotte, Georges Schwester, wird im Herbst erst zwei Jahre alt sein. Für sie soll ein Platz in der Montessori-Krippe gefunden werden. Das Ende der Privatheit ist in Sicht.