Washington. Donald Trump als 45. US-Präsident vereidigt. Hunderttausenden Anhängern ruft er zu: „Amerika zuerst“

Es ist ein historischer Moment nicht nur für Amerika: Der Immobilien-Milliardär Donald Trump regiert ab sofort die mächtigste Nation der Welt. Auf den Stufen des Kapitols in Washington legte der 70-Jährige am Freitag den Amtseid als 45. Präsident der Vereinigten Staaten ab. Zeitgleich kam es in Nebenstraßen zu schweren Ausschreitungen von Trump-Gegnern.

In seiner Antrittsrede kündigte Trump an, das Land tiefgreifend zu verändern. „Von jetzt an wird eine neue Vision dieses Land regieren. Von diesem Tag an heißt es: Amerika zuerst, Amerika zuerst!“ Hunderttausenden jubelnden Anhängern rief er zu: „Das ist Euer Moment, das ist Euer Tag!“ Die Zeit leeren Geredes sei vorbei. Lange genug habe eine kleine Gruppe in Washington dafür gesorgt, dass durch die US-Politik andere Länder reich geworden seien, während eine Fabrik nach der anderen in den USA geschlossen habe. „Jetzt ändert sich alles, jetzt beginnt es, genau hier“, rief Trump. „Amerika wird wieder gewinnen.“ Ein neuer Nationalstolz werde die Wunden Amerikas heilen, sagte er. „Wir haben alle dasselbe rote Blut der Patrioten.“ Wenn Amerika vereint sei, sei es nicht aufzuhalten. Der 20. Januar werde in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem das Volk die Macht zurückerhalte.

Außenpolitisch äußerte sich Trump in seiner Rede nur am Rande. Er versprach aber, den Kampf gegen den islamistischen Terror aufzunehmen und den IS zu eliminieren. Kurz nach Trumps Vereidigung kündigte die neue US-Regierung auf der Internetseite des Weißen Hauses an, ein modernes Raketenabwehrsystem zu entwickeln. Dieses sei als Schutz gegen Raketenangriffe von Staaten wie Iran oder Nordkorea gedacht. Zuvor war Trump wie jeder neue Präsident darüber informiert worden, wie er im Ernstfall die Atomwaffen des Landes einsetzen kann.

An der Vereidigung Trumps nahm auch der bisherige US-Präsident Barack Obama teil. Anschließend bestieg er mit seiner Frau Michelle den Präsidentenhubschrauber und flog zum Militärflughafen Andrews, um von dort in Richtung Kalifornien zu starten.

Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (SPD) kritisierte im ZDF, Trump habe in seiner Rede „hochnationalistische Töne“ gebraucht. Es habe nur gefehlt, dass Trump das Parlament als Quasselbude bezeichne, so Gabriel. „Ich glaube, wir müssen uns warm anziehen.“

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Norbert Röttgen (CDU), sagte der „Rheinischen Post“, Trumps Rede werde die USA „weiter und tiefer spalten“. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt twitterte: „Grenzen dicht machen, Amerika zuerst und das Blut der Patrioten. Mir ist sehr kalt.“

Bei den Ausschreitungen in Washington wurden zahlreiche Randalierer festgenommen. Heute werden in der US-Hauptstadt Hunderttausende Anti-Trump-Demonstranten erwartet.

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