Eine Generation lang galt er als hundsgewordene Spießigkeit. Jetzt erlebt der Teckel einen neuen Triumph

Wer sein menschliches Gegenüber „Du Dackel!“ schimpft, zielt in unkorrekter Weise vielleicht auf zu kurz geratene Beine oder den typischen „Dackel“-Blick. Den können selbst Kenner nur mit Mühe definieren. Ein Versuch: Der Dackel liebt den treuherzigen Augenaufschlag von unten nach oben, gepaart mit liebenswürdiger Unterwürfigkeit plus einem Hauch Hilflosigkeit, gezielt gewürzt mit der Erwartung auf Respekt und Anerkennung – aber untermauert von einer hinterhältigen Lust, je nach Laune ohne Vorwarnung loszukläffen oder anzugreifen, angestachelt vom Jagdinstinkt und jenem Kampfgeist, der allen zu klein Geratenen nicht ganz fremd ist. Kurz gesagt: Sind sie nicht goldig, diese Dackel?

Jawoll, meinen immer mehr auch hippe Zeitgenossen. Genau deshalb stößt der Dackel, nachdem er mehr als eine Menschengeneration lang als hundsgewordene Spießigkeit galt, jetzt wieder in die angesagtesten Großstädte vor. Ein später Triumph für TV-Hausmeister Krause und sein Lebensprinzip: „Alles für den Dackel. Alles für den Club. Unser Leben für den Hund.“

5885 Dackelwelpen wurden allein im Jahr 2015 beim Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) angemeldet. „Natürlich kommen wir an die Zahlen der 60er- und 70er-Jahre mit 20.000 Welpen und mehr pro Jahr nicht heran“, sagt Joana Krietsch vom Deutschen Teckelklub 1888. Aber was ist das schon angesichts dieser Erfolgsmeldung: In Berlin haben die neuen Dackelfreunde, nach dpa-Recherchen „Architekten, PR-Berater oder Erzieher und alle unter 45“, jetzt ihre eigene Kneipe. Das Lokal Posh Teckel gehört einem Pärchen, das regelmäßig mit Gleichgesinnten zu Dackeltreffen aufbricht. Die Truppe kann sich sicher fühlen. Als kürzlich im rheinland-pfälzischen Frankenthal ein Horrorclown eine 25-Jährige beim Gassigehen bedrängte, biss ihr Dackel den Bösewicht in die Wade und vertrieb ihn samt Komplizen. Hausmeister Krause hätte gesagt: „Ordnung muss sein.“