Die Tragikomödie „Verborgene Schönheit“ lebt vor allem von der Star-Besetzung

Kinder schreiben an den Weihnachtsmann, wenn sie ihre geheimen Wünsche offenbaren wollen. An wen aber können sich Erwachsene wenden? Im Film „Verborgene Schönheit“ schreibt ein verzweifelter Werbeunternehmer an die Liebe, die Zeit und den Tod. In vielen Briefen.

Das seien die drei Säulen des Lebens, hat dieser Howard (Will Smith) seiner Belegschaft zuvor noch in einer mitreißenden Rede erklärt: „Wir sehnen uns nach Liebe, wir wünschen uns mehr Zeit, und wir fürchten den Tod.“ Dann aber hat der Tod seine sechsjährige Tochter von ihm genommen. Und schon einen Filmschnitt später ist da nichts mehr von Elan und Optimismus: Will Smith ist plötzlich grauhaarig und weint. Ist abweisend, nicht ansprechbar und baut im Büro nur stumm ganze Gebäude aus Dominosteinen, gebrechliche Konstruktionen.

Seine besten Freunde und Teilhaber an der Firma, Whit (Edward Norton), Claire (Kate Winslet) und Simon (Michael Peña), sorgen sich um Howard. Sie sorgen sich aber auch um die Firma. Deshalb heuern sie eine Privatdetektivin an, die ihm hinterherspioniert. Und als das mit den Briefen herauskommt, verfallen sie auf eine Idee: Warum nicht ein paar Schauspieler anheuern, die die allegorischen Figuren Liebe, Zeit und Tod höchst leibhaftig verkörpern und Howard auf der Straße ansprechen sollen, um ihn aus seiner Lethargie und Isolation zu reißen?

David Frankels Tragikomödie ist selbst ein Domino-Konstrukt. Um das Umfallen zu vermeiden, müssen die Stars des Films ihren Nimbus in die Waagschale legen. Sie erhalten weitere Star-trächtige Unterstützung, wenn Helen Mirren und Keira Knightley als finanziell klamme Schauspieler einer Off-Off-Bühne auftreten. Knightley übernimmt nur widerwillig den Part der Liebe, Mirren dagegen genießt ihr Spiel als Tod und würde auch die anderen Rollen gern übernehmen. Als Zeit tritt ein junger Spund mit Skateboard auf. Und plötzlich wird der arme Howard überall von seinen fiktiven Adressaten verfolgt und zweifelt an seinem Verstand.

Auch die Dialoge sind eine Gratwanderung zwischen philosophischen Gedanken und kitschigen Kalendersprüchen. Man hat stets die riesigen Domino-Gebilde im Kopf und befürchtet, jeden Moment könnte das Filmkonstrukt einbrechen. Aber es ist Frankel und seinem All-Star-Cast zu verdanken, dass die Balance gehalten wird und am Ende so manches Schnupftuch gezückt werden muss.

„Verborgene Schönheit“ USA 2016, 94 Min, ab 6 J., R: David Frankel, D: Will Smith, Kate Winslet, Keira Knightley, täglich im Cinemaxx Dammtor, UCI Othmarschen-Park/Wandsbek