Barack Obama: Ein großer US-Präsident war er nicht

Echte Kerle, sagt meine Frau, die schämen sich ihrer Tränen nicht. Stimmt schon. Aber Barack Obama hat eine Spur zu oft geflennt, womit das zentrale Problem seiner Präsidentschaft umrissen wäre: Der Mann war top im Emotionalen, darstellerisch stilsicher, privat integer, und kein Gramm zugelegt trotz all der Häppchen. Obama hat das Prinzip Helene Fischer in die Politik übertragen: schöne Klamotten, respektable Biografie, und der perfekten Performance ist – Inhalt hin oder her – Respekt zu zollen. Es ist das Privileg jugendlicher Romantiker, Barack Obama toll zu finden, weil in seiner Story so viel Hollywood wohnt.

Aber Washington ist nun mal nicht Schmusenhausen, sondern die Hölle. Nur die Härte zählt. Nicht der Schönste entscheidet, sondern der Durchsetzungsstärkste. Was aber setzte Obama durch, seit er 2008 an der Berliner Siegessäule versprach, Kriege zu beenden und die USA zu versöhnen? Die Bilanz ist gruselig: 2016 werden fünf Kriege geführt – Syrien, Irak, Libyen, Afghanistan, Jemen. Überall sind die USA dabei, aber nirgendwo haben sie die Kontrolle. Moskau erstarkte in Obamas Vakuum, der Nato-Partner Türkei driftet ab. Dafür gab’s ein gigantisches Nuklearprogramm. Hope? Hoho.

Zugleich wurde aus dem Graben, der die US-Gesellschaft seit jeher teilt, ein Canyon. Wirtschaftszahlen toll, Netto-Haushaltseinkommen mies. Kosten und Leistungen der Gesundheitsreform katastrophal. Stimmung im Land? Giftig. Waffenlobby? Unangetastet. Versöhnung? No, we can’t.

Große Regierungschefs schaffen es, in Gegners Garten zu wildern: Kohls Rentenpolitik, Merkels Energiewende, oder Gerhard Schröder mit den Hartz-Gesetzen. Ein überangepasster Barack Obama aber kuschte vor Militär und Wall Street, vor Silicon Valley und NSA, scheute jegliche Konflikte und beliebte stattdessen zu entertainen. Auch deswegen hat sein Nachfolger so leichtes Spiel. Zum Heulen.