In den Kitas derAWO Hamburg lernen schon die Jüngsten Menschenrechte und Mitbestimmung kennen

Einmal in der Woche steht „Demokratie-Übung“ auf dem Programmplan der Krippenkinder in der Kita Hasselbrook der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Die Ein- bis Dreijährigen stimmen dann darüber ab, was sie beim gemeinsamen Freitagsfrühstück in der Kita essen wollen. Nachdem die Erzieher verschiedene Bildkärtchen zu den drei Kategorien „Brotsorten“, „Aufschnitt“ und „Gemüse“ ausgelegt haben, setzt jedes Kind eine Perle auf das Motiv des Nahrungsmittels, das es essen möchte. Die Lebensmittel der Bilder mit den meisten Perlen werden dann für das Frühstück eingekauft. „Das klappt gut, die Kinder haben Spaß daran und akzeptieren das Ergebnis“, sagt Erzieherin Anja. Es ist eines der Beteiligungsmodelle, die die AWO Hamburg in ihren Kitas innerhalb des Projektes „Kinderstube der Demokratie“ eingeführt hat.

Das Projekt will schon den Jüngsten in den Kitas ein demokratisches Verständnis vermitteln und eine Mitbestimmung ermöglichen. Es basiert auf einem Konzept des Institutes für Partizipation und Bildung in Kiel. „Das Institut arbeitet seit mehreren Jahren in Modellprojekten mit Kitas in Schleswig-Holstein zusammen und ist dort schon weiter als in Hamburg. Kürzlich konnte sich dort eine Kita als Demokratie-Kita zertifizieren lassen“, sagt Antje Niebuhr von der AWO. Die Kita-Fachberaterin ließ sich als Multiplikatorin fortbilden und begleitet derzeit sechs von 22 AWO-Kitas bei der Umsetzung des Projektes. Dabei sollen die Kinder spielerisch erfahren, welche Rechte sie haben. „Und sie sollen aktiv in Entscheidungsprozesse des Kita-Alltags eingebunden werden. So können sie demokratisches Handeln und Denken kennenlernen und ausprobieren“, sagt Antje Niebuhr.

Als erstes haben pädagogische Mitarbeiter sowie Kinder und Jugendliche aus mehreren AWO-Einrichtungen auf Konferenzen gemeinsam ein Kinderrechte-Buch erarbeitet. Es dient als Grundlage für das Miteinander in allen AWO-Einrichtungen und soll die Wahrnehmung der Kinderrechte fördern.

Kinder brauchen Spielräume für ihre Entscheidungen

Die Möglichkeiten der Mitbestimmung für Kinder werden derzeit in den AWO- Kitas in verschiedenen Modellen ausprobiert. „Zum Ende dieses Prozesses soll jede AWO-Kita eine eigene kleine Verfassung entwickeln, die festhält, in welchen Bereichen die Kinder mitentscheiden können“, sagt Antje Niebuhr. Wichtig sei dabei, dass die Entscheidungsfindung den Kindern überlassen bleibe und Erzieher Hilfestellung geben, wo es nötig sei.

Das kann auch zu Überraschungen führen, wie bei den Kindern aus dem Elementarbereich der Kita Hasselbrook. Im vergangenen Jahr planten sie mit den Erziehern die Gestaltung des Sommerfestes. Die Sechsjährigen sammelten zunächst Ideen. „Ein Vorschlag war, einen ICE-Zug auf das Außengelände der Kita zu stellen“, sagt Niebuhr. Im nächsten Schritt überprüften die Kinder, welche ihrer Wünsche machbar seien. Beim Ausflug zum Bahnhof sahen sie, dass die ICE-Idee nicht klappen kann. Doch sie hatten eine Alternative. Für ein Polizeiauto ist das Kita-Grundstück groß genug, sie fragten bei der örtlichen Polizeidienststelle nach und bekamen eine Zusage. „Die Kinder waren begeistert, dass es geklappt hat“, sagt Antje Niebuhr. Ihre Initiative wurde belohnt.