Hamburg. Von der Elbphilharmonie-Eröffnung sind viele begeistert, aber es gibt auch kritische Stimmen. Reaktionen auf ein historisches Ereignis

Die Vorfreude war so groß wie die Erwartungshaltung: Fast drei Millionen Zuschauer sahen die Übertragung der Elbphilharmonie-Eröffnung im Fernsehen, 2100 Ehrengäste und Kartengewinner waren im Großen Saal live dabei, mehr als 300 Journalisten aus aller Welt waren akkreditiert. Das Urteil nach dieser Nacht der Nächte fällt weit überwiegend positiv aus, aber es gibt auch einige kritische Stimmen.

Von einem „Konzerthaus, das ­gefeiert werden muss“, schreibt der britische „Guardian“ und lobt die einfallsreiche Programmgestaltung des Eröffnungskonzerts. Die spanischen Kollegen von „El País“ betonen besonders den Mut, den es erfordere, einen solchen Abend mit einer Komposition für Solo-Oboe beginnen zu lassen.

„Ein bisschen Sydney Opera House, ein bisschen Schloss Neuschwanstein“, kommentiert „La Repubblica“ (Rom) das Gebäude, während der „Standard“ (Wien) sich mit der Schallisolierung beschäftigt und befindet: „Der erste Eindruck ist sehr respektabel.“ Die „Salzburger Nachrichten“ legen noch deutlich drauf und sich zugleich fest. Hamburg habe sich mit diesem Saal „zweifelsohne an die Weltspitze katapultiert“.

Während am gestrigen Abend auch der Kleine Saal eingeweiht und anschließend das Eröffnungskonzert im Großen Saal wiederholt wurde, wirken die Ereignisse vom Mittwoch noch immer nach – auch auf den verschiedenen Online-Plattformen.

Von einem „formidablen Konzert, einer grandiosen Feuertaufe für die Elbphilharmonie“ schreibt „Spiegel Online“, auf „zeit.de“ ist von einem „glasklaren Klang von erstaunlicher dynamischer Bandbreite“ die Rede, und die „Neue Presse“ (Hannover) schwärmt von einem „Raumklang bei höchster Durchhörbarkeit“. In Hamburg stehe jetzt zumindest Europas bester Konzertsaal, ein „klingendes Weltwunder“.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. In diesem Saal höre man „grausam alles“, heißt es in der „Welt“. Der Klang spreize sich bisweilen, verflache, vieles dringe nicht mehr durch. Fazit: „Weltklasse geht einfach anders.“ Für die „Süddeutsche Zeitung“ hingegen ist nicht der Saal das Problem, sondern das Orchester, ein „Durchschnitts­ensemble“.

Kritik gibt es an der Auswahl der am Eröffnungsabend gespielten Stücke. Zu wenig massentauglich seien sie gewesen, befinden einige Leser des Hamburger Abendblatts, zu sehr auf eine Minderheit der Klassikhörer ausgerichtet. Mit einem solch anspruchsvollen Programm werde „am gemeinen Volk vorbeigefeiert“. Konsequenz: „Wir haben während großer Teile des Konzerts den Ton ausgestellt.“

Alexander Otto, Unternehmer und wichtiger Hamburger Mäzen auch für die Elbphilharmonie, sieht das anders: „Es war ein großartiger Abend. Ich habe es sehr genossen. Das Bauwerk ist ja ohnehin großartig, ich fand aber auch das musikalische Erlebnis sehr beeindruckend – wenn man so nah an den Musikern dran ist und sieht, wie die Kunst entsteht.“ Natürlich habe es auch Irritationen über das Programm gegeben, aber: „Was hätte man denn machen sollen? Wenn nur Beethoven, Vivaldi und Mozart gespielt worden wären, hätte das vielleicht mehr TV-Zuschauern besser gefallen, aber dann wären die Verantwortlichen vom Feu­illeton zerrissen worden. Nein, es war alles gut so.“

Ob Weltklasse schon erreicht ist oder erst noch erreicht werden muss, darüber wird jetzt länger gestritten werden können. Die Saison der Elbphilharmonie, sie hat ja gerade erst begonnen.

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