Erst mal in Ruhe spazieren gehen und den Kopf frei bekommen, das ist eine bewährte Regel, an die er sich vor größeren Auftritten hält. Und bevor es am Abend losgeht: einige Töne zum Einspielen. Dass Kajev Kuljus, Solo-Oboist des NDR Elbphilharmonie Orchesters, im Elbphilharmonie-Eröffnungskonzert im Großen Saal bei einem Solo-Stück von Britten die ersten Töne in einem der Seitenränge spielen durfte, wusste er seit etwa einem Jahr. Im Vorfeld wurden mehrere Standorte für ihn ausprobiert, um diese Musik möglichst gut zur Geltung zu bringen. Als es dann vor laufenden Kameras und offenen Mikrofonen tatsächlich so weit war, „war ich ganz cool“, berichtet er am Tag danach, „in der Generalprobe hatte ich mehr Lampenfieber“. Gestern, vor der Wiederholung des Gala-Konzerts, hatte der Musiker frei bis zum Auftritt. Zeit genug also für seine Runde durchs Generalviertel.

Mit Musik ist Kuljus, der aus Tallinn stammt, groß geworden. Estland ist für seine Chortradition bekannt. Vater und Mutter leiteten Chöre, sein erstes In­-
s­tru­ment war die Klarinette, später wechselte er zur Oboe. Auch seine Partnerin ist Musikerin, sie spielt Bratsche. Wie der Saal an diesem Abend für ihn geklungen hat? „Erstaunlich gut.“

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