Hamburg. „Gute Leistung wird bestraft!“ Klage über Honorarabschläge der Kassen und unzureichende Investitionen der Stadt

Mit mehr als 24.000 Beschäftigten zählen die Hamburger Krankenhäuser zu den großen Arbeitgebern der Stadt. In keinem anderen Bundesland werden mehr besonders schwere Fälle behandelt, bei der Bettenauslastung liegt Hamburg mit 85,7 Prozent (Bundesdurchschnitt 77,6 Prozent) hinter dem Saarland an zweiter Stelle. Das UKE, aber auch andere Häuser, haben einen so guten Ruf, dass inzwischen fast jeder dritte Patient von außerhalb der Stadtgrenzen kommt.

Doch gerade der Boom gefährdet aus Sicht der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG) das Geschäft der Kliniken. „Gute Leistung mit steigender Nachfrage wird hier sogar bestraft“, sagt HKG-Geschäftsführerin Claudia Brase. Hintergrund ist das Budgetsystem der Kassen. Es sieht Abschläge vor, wenn Kliniken über die vereinbarte Obergrenze hinaus bestimmte Eingriffe wie Hüftoperationen vornehmen. Diese Regel treffe die oft hoch spezialisierten Hamburger Kliniken besonders. „In der Praxis führt dies dazu, dass wir hier Leistungen erbringen, von denen wir nicht wissen, wie hoch wir dafür bezahlt werden“, sagt Manfred Scheller, Vorstandschef des Albertinen-Diakoniewerks, mit dem Albertinen-Krankenhaus sowie dem Amalie-Sieveking-Krankenhaus größter diakonischer Krankenhausträger in Hamburg. Immer wieder kommt es laut Scheller vor, dass das zur Verfügung gestellte Budget nicht annähernd kostendeckend sei: „Unter wirtschaftlichen Aspekten müssten wir dann Patienten wieder nach Hause schicken. Aber das machen wir natürlich nicht.“

Sorgen macht den Krankenhaus-Trägern auch die aus ihrer Sicht nicht ausreichende Investitionsbereitschaft der Stadt. Laut HKG habe der Senat 2015 nur 91 statt der erforderlichen 175 Millionen Euro übernommen, obwohl er gesetzlich den gesamten Betrag hätten zahlen müssen. Dies führe dazu, dass die Krankenhäuser Gewinne machen müssten, um den auf sie anfallenden Teil der Investitionen zu stemmen.

Der Verband der Ersatzkassen Hamburg wehrt sich gegen die Kritik: „Hamburgs Krankenhäuser jammern auf hohem Niveau. Im Unterschied zu anderen Regionen gibt es hier keine Klinik, die von der Insolvenz bedroht wäre. Im Gegenteil, viele Krankenhäuser in Hamburg erwirtschaften Gewinne.“ Zudem seien die Ausgaben der Kassen für die Hamburger Häuser 2016 um 6,9 Prozent auf nunmehr über zwei Milliarden Euro gestiegen. Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) äußerte gegenüber dem Abendblatt zwar Verständnis für die Forderung der Kliniken nach mehr Geld, sagt aber auch: „Kein anderes Bundesland zahlt so viel wie wir. Seit 2011 waren es 650 Millionen Euro.“

Seite 14 Der gefährliche Erfolg