Wissen Sie, dass Sie nicht nur ein Gedächtnis haben? Oder dass „speichern“ im Gehirn ganz anders funktioniert als im Computer? Der Gedächtnisweltrekordler und Hirnforscher Boris Nikolai Konrad erzählt in seinem Buch „Alles nur in meinem Kopf“ von Funktionen und Training unserer Schaltzen­trale und verspricht: Ein gutes Gedächtnis ist erlernbar.

Der Neurowissenschaftler brachte sich als Jugendlicher selbst Methoden bei, mit denen er Lerninhalte besser und schneller behalten konnte, was dazu führte, dass er doppelt so viel Lernstoff verarbeiten konnte und noch ausreichend Freizeit hatte. Das „Wunderwerk Gedächtnis“ möchte er mit seinem Buch allen nahebringen und zeigen, welche neuen Erkenntnisse für unser Lernen und Leben wichtig sind.

Natürlich muss nicht jeder wie künftige Taxifahrer Hunderte Straßennamen auswendig lernen, aber um den Anforderungen des Alltags zu genügen, steht gerade im Alter Gedächtnissport inzwischen hoch im Kurs. Konrad gibt gängige Tipps, die nicht nur der Gehirngesundheit nützen – wie gesundes Essen und Trinken mit ausreichend Schlaf, Bewegung und soziale Kontakte –, und Hinweise, die helfen, sich etwas zu merken. So solle man nach dem Lesen einer Zeitung oder eines Buches kurz über das gerade Gelesene nachdenken und nicht sofort etwas anderes tun, auch fünfmalige Wiederholung sei hilfreich.

Viele Faktoren beeinflussen unsere Gedächtnisleistung. Manche können wir steuern, wie zum Beispiel unsere Aufmerksamkeit oder ob wir besser mit oder ohne Musik lernen. Auf andere – wie unsere Gene – haben wir keinen Einfluss. Augenzeugenberichte, Vergessen, Gehirnjogging, Gedächtnistechniken sind einige der vielen Themen rund um die Leistungen des Gehirns.

Doch nur wer sein Potenzial nutzt, hat etwas davon, sagt der Gedächtnissportler. Es ist wie bei jeder Sportart. Wenn ein Alpenbewohner jeden Tag im Winter verstreichen lässt, statt Skifahren zu lernen, kann ein Nordlicht, das diesen Sport nur zwei Wochen im Jahr ausübt, dies bald besser als der Einheimische. Benutze dein Gehirn, ist Konrads wichtigste Empfehlung, insbesondere für die Generation der Smartphone- und Internet-Nutzer, die meinen, sie müssten selbst nichts mehr behalten, weil das woanders gespeicherte Wissen jederzeit abrufbar ist. (hwa)

Boris Nikolai Konrad: „Alles nur in meinem Kopf – Die Geheimnisse unseres Gehirns“, Ariston, 256 Seiten, 16,99 Euro