Paris.

Nein, ganz zufrieden war er nicht. Als Robert Marchand (105) nach einer Stunde vom Rennrad stieg, sagte er: „Ich habe die Zeitanzeige für die letzten zehn Minuten nicht gesehen, sonst wäre ich noch besser gewesen.“ 22,547 Kilometer legte der Franzose in 60 Minuten im Velodrom von Saint-Quentin-En-Yvelines bei Paris zurück. Damit gelang ihm erneut ein Rekord – in der Altersklasse der Über- 105-Jährigen. Die gab es bisher noch nicht, und klar scheint: Allzu viel Konkurrenz dürfte Marchand nicht erwachsen.

Dennoch mäkelte auch seine Physiologin Veronique Billat: „Er hätte schneller sein können, aber er hat einen großen Fehler gemacht: Seit ei-nem Monat ist er Vegetarier, weil er so schockiert war, als er Berichte über Massentierhaltung gesehen hat.“

Schon vor drei Jahren hatte der frühere Feuerwehrmann an gleicher Stelle einen Bestwert aufgestellt – in der Kategorie der Über-100-Jährigen. In einer Stunde schaffte er 26,952 Kilometer. Marchand, am 26. November 1911 in Amiens geboren, ist zudem der schnellste Über-100-Jährige auf 100 Kilometern: Vier Stunden, 17 Minuten und 27 Sekunden sind zu unterbieten.

Hunderte Fans bejubelten seinen neuerlichen Erfolg am Mittwoch. Vorher hatte er gesagt: „Was ich mache, kann jeder. Das Schwierigste ist, 100 Jahre zu leben.“ Wie ihm das gelang, verriet er auch: Er isst stets Obst und Gemüse, hält Maß beim Kaffee, noch mehr beim Alkohol, macht Gymnastik und radelt täglich bis zu 15 Kilometer auf dem Heimtrainer. Ja, er hört schlecht, hat Bluthochdruck und Rheuma in den Händen; den Lenker des Rades kann er daher nicht so gut festhalten. Aber: „Den Beinen geht es gut.“

So durfte er sicher sein, den neuen Rekord zu schaffen. Und der ist doch aller Ehren wert. Man stelle sich vor, Marchand hätte 30 Kilometer in einer Stunde geschafft. Dann „würden alle sagen, dass ich gedopt bin“.