Olli Mäki (Jarkko Lahti) ist alles andere als siegesgewiss. Dabei soll der junge Boxer in Helsinki gegen den amtierenden Weltmeister im Federgewicht, Davey Moore aus den USA, antreten. Es ist das Jahr 1962, einen solchen Wettkampf hat es auf finnischem Boden noch nie gegeben. Die Idee dazu kam nicht von Mäki, sondern von seinem gewieften Manager und Trainer Elis (Eero Milonoff), der damit die Kassen klingeln lassen und sich sanieren will.

Also schmeißt er die für damalige Verhältnisse beachtliche PR-Maschine an. Mäki wird als „der Bäcker von Kokkola“ vermarktet, der zum Nationalhelden stilisiert werden soll. Permanent stehen Interviews und Pressetermine an, plötzlich wird er Werbefigur für einen Herrenausstatter, und beim Training begleitet ihn ständig ein Filmteam, selbst in die Sauna.

Doch der junge Mann ist alles andere als ein Selbstdarsteller, eher schüchtern und ein Grübler, der Trubel wird ihm bald zu viel. Vor allem als er sich in den Wochen vor dem Wettkampf auch noch in eine junge Frau aus seinem Dorf verliebt. Raija (Oona Airola) begleitet ihn mit nach Helsinki und unterstützt ihn so gut sie kann, doch bei ihm wachsen nur die nagenden Zweifel.

Olli Mäki gibt es wirklich, der Finne ist in seiner Heimat eine Sportlegende. 1959 wurde er als Amateurboxer Europameister im Leichtgewicht, drei Jahre später sollte er im Kampf um den Weltmeistertitel im Federgewicht antreten. Juho Kuosmanens Regiedebüt erinnert mit seiner lakonischen Langsamkeit und den Schwarz-Weiß-Bildern an die frühen Filme des finnischen Obermelancholikers Aki Kaurismäki. Der im Dezember beim Europäischen Filmpreis als bestes Debüt ausgezeichnete Film ist auf grobkörnigem 16-mm-Material gedreht, um der Ästhetik der frühen 60er-Jahre möglichst nahe zu kommen. Auf die sonst im Boxerfilmgenre üblichen Kampfchoreografien verzichtet er weitgehend, der Film interessiert sich nicht wirklich für den Sport. Stattdessen konzentriert er sich auf die psychologische Ebene und scheinbare Nebensächlichkeiten wie den für die Qualifikation notwendigen Gewichtsverlust auf unter 57 Kilogramm, den Mäki mit Wollmütze und Pullover in der Sauna schwitzend erreicht. Das wirkt alles andere als heroisch, dafür umso sympathischer. Und ganz beiläufig zeigt Kuosmanen eine ökonomisch zutiefst gespaltene Gesellschaft im Nachkriegsfinnland. Am Ende des Films sieht man kurz den echten Olli Mäki und seine Frau als altes Ehepaar.

Kuosmanens Porträt des finnischen Boxers wirft mit hintergründigem Humor einen zutiefst menschlichen Blick auf einen Mann, der mit der Rolle hadert, die ihm von anderen aufgedrängt wird. Und der zwar im Ring gegen seinen haushoch überlegenen Gegner verliert, aber im Privaten sein Glück findet

„Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ D 2015/2016, 92 Min., ab 6 J., R: Juho
Kuosmanen, D: Jarkko Lahti, Oona Airola, Eero Milonoff, täglich im Passage, Studio-Kino; Internet: www.ollimaeki-film.de