Kochel am See.

Sie wollten zu zweit in der Natur Silvester feiern – und haben den schwersten Waldbrand ausgelöst, den die Region südlich von München je gesehen hat. Auch zwei Tage nach dem Jahreswechsel ist ein Ende der Löscharbeiten am Jochberg in Oberbayern nicht in Sicht. Gegen die beiden Wanderer, die das Feuer verursacht haben, wird wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt.

Den bisherigen Ermittlungen nach waren die 32 und 36 Jahre alten Münchener in der Silvesternacht zum Jochberg gekommen, einem leicht zu erreichenden Ausflugsgipfel in den Voralpen. Trotz Verbots und erhöhter Waldbrandgefahr entzündeten die Männer im Naturschutzgebiet ein Lagerfeuer – darauf deuten unter anderem Bilder einer in der Nähe installierten Webcam hin. Offenbar ist das Feuer außer Kontrolle geraten. Beim Versuch, die Flammen zu löschen, stürzte der Jüngere ab, rutschte etwa 100 Meter tief und blieb liegen. Per Handy verständigten die Männer die Bergwacht. Der 32-Jährige war in größerer Gefahr als zunächst bekannt. „Er ist jetzt außer Lebensgefahr, aber er ist schwer verletzt“, sagte Anton Huber, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd, dieser Zeitung. Zunächst hatte es geheißen, der Wanderer habe sich nur ein Bein gebrochen.

100 Hektar Wald und Wiesen in Flammen

Als die Rettungskräfte zu dem Verletzten stießen, entdeckten sie auch das lodernde Feuer. Rund 100 Hektar Wald und Wiesen standen zeitweise in Flammen. Die Nachricht vom Brand verbreitete sich schnell. Gegen zwei Uhr traf Landrat Josef Niedermaier am Jochberg ein, er verständigte das bayerische Innenministerium. Um 3.40 Uhr die Entscheidung: Katastrophenfall.

Seit der Neujahrsnacht laufen die Löscharbeiten auf Hochtouren. Am Montag waren bis Sonnenuntergang sieben Hubschrauber im Einsatz, alle ausgestattet mit sogenannten Außenlastbehältern. Fast im Minutentakt pendelten sie zwischen dem Walchensee, wo sie Wasser aufnahmen, und dem Jochberg. Weil sie auf dem Weg die B11 überflogen, musste die Bundesstraße gesperrt werden.

Wie lange der Einsatz dauern wird, war nicht absehbar. Die Behörden gehen davon aus, dass sich die Löscharbeiten noch mehrere Tage hinziehen werden. Wenn die Helikopter ihre Einsätze beendet haben, müssen Rettungskräfte voraussichtlich zu Fuß das steile Gebiet betreten, um die letzten Glutnester aufzuspüren und von Hand zu löschen. Man müsse das ganze Erdreich aufmachen, so Einsatzleiter Karl Mürböck. Die Feuerwehr hofft auf Schneefall, um das Feuer unter Kon­trolle zu bekommen. Wie groß der Schaden am Staatswald ist, könne man wohl erst im nächsten oder übernächsten Jahr sagen, erklärte ein Verwaltungssprecher. Erst dann sei zu sehen, wie viele der Bäume beschädigt seien. Es sei vor allem Schutzwald betroffen – er bändige Erosion und Lawinen und sei daher besonders wichtig.

Aufgrund der Brandschäden muss der Jochberg deshalb künftig möglicherweise gegen Lawinen gesondert gesichert werden. Die Einsatzkosten sollen schon jetzt bei mehreren Hunderttausend Euro liegen. Wer dafür aufkommen wird, ist noch völlig unklar. Möglich, dass die beiden Wanderer zahlen sollen – doch dafür müsste ihnen grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen werden. Fest steht: Mit einem Signalfeuer hat der Brand nichts zu tun. Anfangs war die Rede davon gewesen, die Wanderer hätten so auf den Verletzten aufmerksam machen wollen. Das schließen die Ermittler inzwischen aber aus. „Das zunächst genannte angebliche Notsignal hat sich in den Ermittlungen nicht bestätigt“, teilte die Polizei mit.