Wie schön! Wir leben jetzt in einer Zeit, die es eigentlich gar nicht gibt. Sind deshalb so viele Parkplätze frei?

Nun stecken wir also wieder mittendrin. Gefangen zwischen den Jahren. Gefangen? Im Gegenteil: Es ist die Zeit der großen Freiheit. Denn „zwischen den Jahren“ – so ein Quatsch. Das gibt’s doch gar nicht. Wir leben gerade in einem Zeit-Paradoxon.

Beweise? Am Dienstag mehrere Dutzend freie Parkplätze vor der Haustür – in Eimsbüttel! Am Mittwoch ohne Reservierung zum Italiener gegangen und Tisch bekommen – weit weg von der Toilette! Am Donnerstag im 5er-Bus Sitzplatz gekriegt – um 8 Uhr!

Wir leben also in einem Paralleluniversum. Und genau deswegen können wir machen, was wir wollen. Und das sollten wir auch tun. Ohne Reue. Oder können Sie sich daran erinnern, was Sie am 28. Dezember 2015 gemacht haben? Eben.

Machen Sie sich bewusst, dass so schwer zu vereinbarende Vorhaben wie weniger zu essen, aber auch weniger Essen wegzuwerfen, oder weniger zu trinken, aber mehr Freunde zu treffen, erst nächstes Jahr zum Scheitern verurteilt sind. Jetzt können Sie sich noch guten Gewissens auf das Weniger-Wegwerfen konzentrieren und die Keks-, Marzipan- und Schokoladenreste der direkten biologischen Verwertung zuführen. Denn wegen des Zwischen-den-Jahren-Paradoxons können wir ja gar nicht zunehmen. Falls doch, hat die Waage schuld.

Es spricht dieser Tage übrigens nichts, aber auch gar nichts dagegen, sich ohne den Hauch eines schlechten Gewissens drei bis sechs Staffeln der Lieblingsserie am Stück, sieben Stunden lang die Dart-WM oder – noch sinnfreier – das Qualifikationsspringen für die Vierschanzentournee anzuschauen. Denn: Das gibt’s ja gar nicht ...