Hamburg. Chefs von Maklerverband und Mieterverein sind sich einig: Hamburg braucht mehr Apartments für Singles

Oliver Schirg
Juliane Kmieciak

Allein jedes Jahr 10.000 Wohnungen zu bauen reicht nicht: Die Chefs von Immobilienverband IVD und Mieterverein, Axel-H. Wittlinger und Siegmund Chychla, haben die Stadt aufgefordert, vermehrt kleinere Wohnungen zu errichten. Er plädiere dafür, „auf Singlehaushalte zugeschnittene Wohnungen mit etwa 50 Quadratmetern zu bauen“, sagte Chychla in einem vom Abendblatt organisierten Expertengespräch. Wittlinger meinte: „Gefragt sind intelligente Lösungen für kleinere Zweieinhalbzimmerwohnungen.“

Hintergrund der Forderung ist der angespannte Wohnungsmarkt in Hamburg. Neben günstigen fehlen kleinere Wohnungen. Dem Statistischen Landesamt zufolge gibt es derzeit rund 925.000 Wohnungen in Hamburg. Davon haben rund 150.000 maximal zwei Zimmer. Allerdings liegt die Zahl der Singlehaushalte bei mehr als 50 Prozent. Die Stadt will jährlich rund 10.000 Wohnungen errichten. Nach den Worten von Chychla liegt die Durchschnittsgröße von Neubauwohnungen inzwischen bei rund 100 Qua­dratmetern. „80 Prozent der Menschen können diese Wohnungen bei einer Neuvermietung aber nicht bezahlen.“ Bezogen auf alle Wohnungen in Hamburg liegt die Durchschnittsgröße derzeit bei 75,8 Quadratmetern.

Auch Wittlinger treibt die Sorge über zu hohe Wohnkosten um. „Mehr als 30 Prozent des Einkommens für die Wohnung auszugeben, das geht eigentlich nicht“, sagte der Immobilienexperte. Man müsste nicht mehr über das Thema bezahlbarer Wohnraum reden, „wenn jeder im Durchschnitt nur 35 Quadratmeter bewohnen würde“. Dem Statistischen Landamt zufolge bewohnt derzeit jeder Hamburger im Durchschnitt eine Wohnfläche von 39,7 Quadratmetern. Im Jahr 2010 waren es noch 36 Qua­dratmeter. Blickt man noch weiter zurück, ist die Zunahme des Flächenverbrauchs pro Person signifikant. So lag im Jahr 1970 die durchschnittliche Wohnfläche je Einwohner bei 24,3 Quadratmetern.

Angesichts gestiegener Wohnkosten gewinnt die Größe der Wohnung an Bedeutung. Durch eine kleinere Unterkunft können deutlich höhere Qua­dratmeterpreise aufgefangen werden. Zudem sind andere Variablen wie hohe Kosten wegen der Lage oder energetischer Anforderungen kaum durch einen Mieter zu beeinflussen. Hinzu kommt, dass oft ältere Menschen gern in kleinere Wohnungen ziehen würden.

Seite 14 Das Doppel-Interview