Wo man das Glück findet, auf diese Frage weiß die aus adligen Verhältnissen stammende Beatrice (Valeria Bruni Tedeschi) eine Antwort: in schönen Lokalen, in denen Tische mit Leinentüchern gedeckt sind und gute Weine in Kristallgläsern kredenzt werden. Die depressive Donatella (Micaela Ramazotti) kann damit nicht viel anfangen. Ihr ganzes Sehnen gehört dem kleinen Sohn, den man ihr nach einem Suizidversuch weggenommen hat.

Regisseur Paolo Virzí lässt die Frauen in „Die Überglücklichen“ an einem ungewöhnlichen Ort zusammentreffen: „Villa Biondi“ nennen die Bewohner die Institution, einst Irrenanstalt. Hier indes akzeptieren es Ärzte und Betreuer, wenn Beatrice ihre Mitpatientinnen mit Chefin-Attitüde ermutigt, aber auch zurechtweist und so auftritt, als gehöre ihr das Ganze.

Dann kommt Donatella in die Villa, und Beatrice findet ein ideales Objekt, auf das sie ihre manischen Energien richten kann. Ein Traumpaar, diagnostizieren die Betreuer: Donatellas depressive Selbstzweifel bremsen Beatrice’ bedrückenden Überschwang. Dann führt weniger ein Plan als der Zufall dazu, dass die beiden ausbüxen – und das Glück verfolgen. Eine Art hektisches Fieber bestimmt diesen Film, der aber gerade deshalb von einnehmender Lebendigkeit ist. Virzí lässt den Schauspielerinnen viel Raum, um im natürlichen Licht der Toskana das eckige Temperament ihrer Figuren zu entfalten. Im oft rasend komischen Film berühren besonders die kleinen Momente.

„Die Überglücklichen“ I/F 2016, 118 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Paolo Virzi, Darsteller: Valeria Bruni Tedeschi, Micaela Ramazzotti, Valentina Carnelutti, täglich im Koralle, Passage und Zeise